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Hohe Wassertemperaturen im Mittelmeer und den Schweizer Seen

MeteoSchweiz-Blog | 23. August 2024
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Seit Anfang August sind die Wassertemperaturen des Mittelmeers aussergewöhnlich hoch und deutlich über der Norm. Auch die Schweizer Seen sind derzeit sehr warm.

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Der Juli 2024 brachte grosse Hitze im Mittelmeerraum. Als Folge davon hat sich das Mittelmeer stark erwärmt, seit Anfang August werden sehr hohe Wassertemperaturen gemessen.

Am 11. August wurde gemäss Satellitendaten ein Durchschnittswert von knapp über 28 Grad für das gesamte Einzugsgebiet des Mittelmeers gemessen (violette Kurve in Abbildung 2). Dies bedeutete einen neuen Rekord seit Messbeginn im Jahr 1982. Der vorherige Temperaturrekord stammte aus dem Juli des vergangenen Jahres (blaue Kurve in Abbildung 2).

Lokal über 30 Grad im Meer

Am 5. August mass eine Boje in Frankreich vor der Ostküste Korsikas eine Wassertemperatur von 30.4 Grad. Allgemein waren die Wasseroberflächentemperaturen im Mittelmeerraum in der ersten Augusthälfte in diesem Jahr bisher am höchsten. Beispielsweise wurde bei Venedig am 14. August 30.3 Grad gemessen, auf Lipari 30.8 Grad (Abbildung 3a). In der Zwischenzeit haben kräftige Gewitter die Wasseroberfläche gebietsweise etwas abgekühlt. Aktuell zeigt die Wasseroberflächentemperatur in Venedig knappe 27 Grad an.

Temperaturanomalien der Meeresoberfläche

Das gesamte Mittelmeer zeigt in den vergangenen Wochen stark positive Temperaturanomalien der Wasseroberfläche an. Am 11. August wurden Anomalien von vier bis fünf Grad im Golf von Genua gemessen, im Tyrrhenischen Meer erreichten die Werte sogar bis zu sieben Grad (Abbildung 4a).

Allgemeine Erwärmung des Mittelmeers

Mit dem Klimawandel erwärmen sich nicht nur die Landmassen der Erde, sondern auch die Ozeane und Meere. Gemäss dem IPCC wird der Mittelmeerraum als ein «Hotspot» des Klimawandels eingestuft. Seit Messbeginn 1982 erwärmte sich das Mittelmeer um etwa 1.5 Grad.

Meerestemperaturen und «Mediterrane Episoden»

Bei ablandigen Winden wie dem Mistral, der Tramontana oder der Bora kann die Meerestemperatur der windigen Küsten aufgrund von aufquellendem Tiefenwasser («upwelling») schnell sinken. Im gesamten Mittelmeerraum werden die Anomalien der Meeresoberflächentemperatur jedoch nicht so schnell verschwinden, sondern verbleiben bis zum Beginn des Herbsts.

Eine ungewöhnlich hohe Temperatur des Mittelmeers im Herbst kann sogenannte mediterrane Episoden intensiver machen, da die Luft auf ihrem Weg zu den Küsten mehr Feuchtigkeit speichern kann und vom warmen Wasserkörper stärker labilisiert wird.

Im Übrigen hat am Donnerstag vor einer Woche ein schwaches Tiefdruckgebiet über den Balearen, das auf das überhitzte Mittelmeer traf, die Entstehung einer ausgedehnten Gewitterzone begünstigt, die das Déparement Var, das Département Alpes-Maritimes (Region um Nizza) und Ligurien (Region um Genua) betraf.

«Mediterrane Episoden»

Der Begriff «épisode méditerranéen» wird in der französischen Meteorologie verwendet und kommt im Deutschen meist nicht zum Einsatz. Ein solches Ereignis ist mit heftigen Gewittersystemen mit teils sintflutartigen Regenfällen im Mittelmeerraum verbunden.

Wie entsteht eine «mediterrane Episode»?

Damit eine «mediterrane Episode» entstehen kann, braucht es im Mittelmeerraum eine feuchtwarme und labil geschichtete Luftmasse sowie hohe Wassertemperaturen im Mittelmeer für eine starke Verdunstung. Das Aufsteigen dieser Luft bewirkt die Bildung von starken Gewittersystemen, welche manchmal auch stationär bleiben.

Wann und wie oft tritt dieses Ereignis auf?

Sie treten vor allem im Herbst von September bis Mitte Dezember auf, wenn das Mittelmeer am wärmsten ist. Während einer «mediterranen Episode» können in nur wenigen Stunden oder Tagen Niederschlagsmengen von sonst mehreren Monaten fallen. Jährlich tritt dieses Ereignis durchschnittlich vier bis sechs Mal pro Jahr im gesamten Mittelmeerraum auf.

Weitere Informationen: https://meteofrance.com/comprendre-la-meteo/precipitations/quest-ce-quun-episode-mediterraneen

Auch Schweizer Seen aussergewöhnlich warm

Das hochsommerliche Wetter in den letzten Wochen hatte auch hierzulande einen Einfluss auf die Wassertemperaturen der Seen. Am 16. August wurde am Bodensee eine durchschnittliche Wassertemperatur von 25.8 Grad gemessen. Dies liegt etwa 3.5 Grad über dem Mittelwert der höchsten Jahrestemperaturen seit Messbeginn 1983. Die Wassertemperatur des Zürichsees hatte ihren Peak diesen Sommer am selben Datum mit 26.6 Grad, ebenfalls fast 3.5 Grad über dem Durchschnitt der höchsten jährlichen Wassertemperatur der letzten 40 Jahre (Abbildung 6). Und auch die Zentralschweizer Seen zeigen ein ähnliches Bild: Im Vierwaldstättersees wurde beispielsweise am 31. Juli eine Wassertemperatur von 25.4 Grad gemessen (Quelle: https://www.alplakes.eawag.ch/).

Durch die Abkühlung am vergangenen Wochenende und dem in der Folge deutlich kühleren Wochenstart gingen die Seetemperaturen in der Deutsch- und Westschweiz zurück. Aktuell misst man im Bodensee Wassertemperaturen von 23.2 Grad, im Zürichsee 25.3 Grad und im Vierwaldstättersee noch 21.7 Grad.

Da die Wassermengen der Schweizer Seen wesentlich geringer sind als die des Mittelmeers, kann ihre Temperatur je nach Wind innerhalb weniger Stunden stark schwanken – nach oben oder unten.

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Baden! 😊

Weiterführende Informationen: