Inhaltsbereich

In allen Höhenlagen ausgesprochen warm
MeteoSchweiz-Blog | 10. August 2024
9 Kommentare

Mit einem vor allem in den oberen Luftschichten kräftigen Hoch stieg die Nullgradgrenze in der Nacht auf heute Samstag weiter empor als die höchsten Berggipfel des gesamten Alpenbogens. Ist das schon rekordverdächtig hoch?

Herrliche Morgenstimmung in der Nähe des Jägglisch Hora mit Blick auf Drusenfluh, Sulzfluh, Wiss Platta, Schijenflue und Schollberg (v.l.n.r.). Foto: Meteomeldungen/App
Herrliche Morgenstimmung in der Nähe des Jägglisch Hora mit Blick auf Drusenfluh, Sulzfluh, Wiss Platta, Schijenflue und Schollberg (v.l.n.r.). Foto: Meteomeldungen/App
  • Wetter

Fussbereich

Top Bar Navigation

Alle Schweizer Bundesbehörden

Servicenavigation

Warmes Hoch

Im Prognosetext war für heute Samstag schon seit Tagen die Rede von einer Nullgradgrenze, die auf rund 5000 Meter steigen wird. Grund dafür war und ist ein warmes Hochdruckgebiet, das vor allem in den höheren Luftschichten kräftig ausgeprägt ist, während am Boden ein Luftdruck von etwa 1021 hPa gemessen wurde. Dieser Wert ist zwar für den Hochsommer ansprechend, aber nicht rekordverdächtig.

Da das Hoch quasi mit sehr warmer Luft «aufgebaut» war und sich damit quasi «aufwölbte» (warme Luft dehnt sich mehr aus als kalte), war das 500 hPa Geopotential (Höhe Druckfläche von 500 hPa) sehr hoch, genau genommen auf 5951 Meter. Das sind 38 Meter weniger als der Rekord vom 27. Juni 2019.

Arten von Hochdruckgebieten
  • Dynamisches Hoch: Warmes Hoch. Entsteht durch Rossby-Wellen. In der Höhe strömt Luft zusammen und wird deshalb gezwungen abzusinken. Reicht bis in grosse Höhen. Beispiel: Azorenhoch
  • Kältehoch: Thermisches Hoch. Entsteht, wenn sich die Luft abkühlt (kalte Luft ist dichter und deshalb schwerer wie warme). Kommt vor allem im Winter über kalten Landmassen vor. Ist oft nur wenig mächtig. Beispiel: Sibirenhoch
  • Höhenhoch: ist nur in der Höhe ausgeprägt. Korrespondiert mit einem Bodentief: Luft am Boden erwärmt sich, steigt auf, dadurch sinkt der Luftdruck am Boden. In der Höhe sammelt sich diese Luft und der Luftdruck steigt.
Dank dem besagten Hoch gab es heute vielerorts wie hier im Binntal einen wolkenlosen Tag
Dank dem besagten Hoch gab es heute vielerorts wie hier im Binntal einen wolkenlosen Tag (Foto: Meteomeldungen/App)

Geringer Temperaturgradient

Rekordverdächtig ist hingegen die Temperatur auf derselben Druckfläche (500 hPa). Sie betrug in der Nacht auf Samstag -4.88 Grad. Dieser Messwert stammt aus der Radiosondierung von Payerne und ist der wärmste gemessene Wert auf dieser Druckfläche, seit es Radiosondierungen gibt (1954).

Über den Bergen gab es dann am Nachmittag da und dort doch noch wenige Quellwolken mit dekorativem Charakter.
Über den Bergen gab es dann am Nachmittag da und dort doch noch wenige Quellwolken mit dekorativem Charakter. (Foto: Meteomeldungen/App)

Sehr warme, rekordverdächtige Temperaturen in der Höhe müssen nicht mit rekordverdächtigen Temperaturen am Boden einhergehen. Entscheidend dafür ist der ganze vertikale Aufbau der Troposphäre, nicht nur jener bodennah. Im aktuellen Hochdruckgebiet, das wie erwähnt mit sehr warmer Luft besonders in den höheren Schichten aufgebaut ist, nimmt die Temperatur mit der Höhe nur wenig ab.

Tageshöchstwerte bis um 18:00 Uhr. In Biasca wurden maximal 35.8 Grad gemessen. Dies ist zugleich die höchste Temperatur im bisherigen Sommer 2024.
Tageshöchstwerte bis um 18:00 Uhr. In Biasca wurden maximal 35.8 Grad gemessen. Dies ist zugleich die höchste Temperatur im bisherigen Sommer 2024. (Quelle: MeteoSchweiz)

Zwischen 2000 und 5000 Metern kühlte es nur um 13 Grad ab, was einem durchschnittlichen Temperaturgradienten von 0.43 Grad pro 100 Höhenmeter entsprach. Das ist selbst in einem sommerlichen Hochdruckgebiet auf 3000 Meter Schichtdicke relativ wenig.

Radiosondierung aus Payerne VD vom Samstag 10. August um 0 Uhr UTC. Zwischen ca. 2000 m (ca. 800 hPa) und der Höhe der Nullgradgrenze nimmt die Temperatur mit der Höhe nur wenig ab.
Radiosondierung aus Payerne VD vom Samstag 10. August um 0 Uhr UTC. Zwischen ca. 2000 m (ca. 800 hPa) und der Höhe der Nullgradgrenze nimmt die Temperatur mit der Höhe nur wenig ab. (Quelle: MeteoSchweiz)

Höhe der Nullgradgrenze

Bei solch warmen Hochdrucklagen ist natürlich auch die Nullgradgrenze immer ein Thema. Nachdem sie gestern noch auf der Höhe des Matterhorns lag (genau genommen drei Meter höher, nämlich auf 4481 Meter), stieg sie in der Nacht auf Samstag auf 5099 Meter und am Samstagmittag auf knapp über 5100 Meter (interpolierter Wert bis Redaktionsschluss noch nicht definitiv bestätigt). Diese Höhe stellt aber bei weitem kein neuer Rekord dar:

Hitliste der zehn höchsten gemessenen (interpolierten) Nullgradgrenzen aus der Radiosondierung Payerne VD (Messdaten seit 1954). Der Rekord stammt aus dem letztjährigen August. Auch sonst sind viele Werte in der vom letztjährigen September.
Hitliste der zehn höchsten gemessenen (interpolierten) Nullgradgrenzen aus der Radiosondierung Payerne VD (Messdaten seit 1954). Der Rekord stammt aus dem letztjährigen August. Auch sonst sind viele Werte in der vom letztjährigen September. (Quelle: MeteoSchweiz)

Um in die Top-10 Liste zu gelangen, braucht es langsam aber sicher eine Höhe von über 5000 Meter.