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Klimawandel schreitet schnell voran – IPCC legt geplante Inhalte für neuen Berichtszyklus vor

MeteoSchweiz-Blog | 27. August 2024
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Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) hat sich in seinen beiden ersten Plenarsitzungen des siebten Berichtszyklus’ teilweise auf einen Zeitplan einigen können und gibt den Startschuss für zwei Berichte. In diesem Beitrag fassen wir die wichtigsten Entscheide für den angelaufenen Berichtszyklus zusammen und erklären, welche Produkte der IPCC im Laufe der nächsten Jahre erarbeiten wird.

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Der Klimawandel schreitet weltweit rasch voran. Alle Regionen der Erde sind immer häufiger von Hitzeperioden betroffen. Starkniederschläge werden häufiger und intensiver, regional nehmen auch Trockenheit und Dürre zu. Dies hat vielfältige Auswirkungen auf Mensch und Natur. Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) fasst periodisch den aktuellen Wissensstand zum Klimawandel in einem Sachstandsbericht zusammen. Er schafft damit die Grundlage für wissenschaftsbasierte Entscheidungen in der Politik zu Klimaschutz und Klimaanpassung, auf nationaler und internationaler Ebene.

Der Zeitplan für den siebten Berichtszyklus steht teilweise fest

Nachdem im letzten Jahr der Synthesebericht zum sechsten Sachstandsbericht publiziert wurde (MeteoSchweiz berichtete), befindet sich der IPCC nun im siebten Berichtszyklus, der von 2023 bis 2029 reicht. Anfang 2024 hat sich der IPCC darauf geeinigt, welche Berichte im aktuellen Berichtszyklus erstellt werden sollen.

In der 61. Plenarsitzung vom 27. Juli bis 2. August 2024 in Sofia, Bulgarien, ging es nun darum festzulegen, zu welchem Zeitpunkt die Berichte veröffentlicht werden sollen. Es wurden mehrere Optionen für den Zeitplan diskutiert. Zahlreiche Länder sprachen sich in Sofia für einen Zeitplan aus, bei dem alle drei Hauptberichte bis Sommer 2028 fertiggestellt werden sollen. Diese Frist würde es ermöglichen, zeitnahe und umsetzbare wissenschaftliche Informationen zu erhalten und Beiträge für die zweite globale Bestandsaufnahme des UNFCCC im Jahr 2028 zu liefern.

Letztlich konnten sich die IPCC-Mitgliedsstaaten auf einige der entscheidenden Bausteine für den siebten Berichtszyklus einigen, darunter die Grundzüge eines Sonderberichts über Klimawandel und Städte und eines methodischen Berichts über kurzlebige Klimatreiber. Beim Zeitplan für die drei Hauptberichte kam es jedoch zu keiner Einigung. Die Entscheidung ist vertagt und wird im Dezember wieder aufgegriffen. Sebastian König vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) leitet die Schweizer Delegation beim IPCC und war bei den Verhandlungen in Sofia vor Ort. «Der Weltklimarat wird 2028 sein 40. Bestehen feiern. Um weiterhin politisch-relevant zu bleiben, muss er sich agiler in den eigenen Prozessen zeigen und offen sein, auf andere Akteure zuzugehen. Im Jubiläumsjahr selber hat er die Chance sich zu beweisen: falls die drei Hauptberichte genehmigt und dem UNFCCC zeitgerecht vorgelegt werden», so der Schweizer Delegierte.

Was ist die Rolle von MeteoSchweiz beim IPCC?

Als IPCC-Mitgliedsstaat ist die Schweiz an Plenarsitzungen vertreten, an denen die Inhalte der einzelnen Berichte von den Regierungen im Konsens genehmigt werden. Die Schweizer Delegation wird vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) geleitet. Die Rolle von MeteoSchweiz ist die fachliche Begleitung der Schweizer Delegation vor allem zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimas. Daneben erfüllen wir durch unsere Forschung und das Verfassen wissenschaftlicher Beiträge für den Bericht wichtige Aufgaben.

Diese IPCC-Berichte wird es geben

Die IPCC-Mitgliedstaaten einigten sich zwar nicht auf einen Zeitplan für die Veröffentlichung der drei Hauptberichte, die Auswahl der Suite an Berichten steht jedoch fest. Wie auch in den bisherigen Berichtszyklen, werden drei Beiträge der jeweiligen Arbeitsgruppen erstellt, nämlich

  • ein Bericht der Arbeitsgruppe I (Working Group, WG I) über die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels,

  • ein Bericht der Arbeitsgruppe II (WGII) über Auswirkungen des Klimawandels und Möglichkeiten der Anpassung und

  • ein Bericht der Arbeitsgruppe III (WGIII) über die Minderung des Klimawandels.

Zusätzlich zu diesen drei Hauptberichten wird es sogenannte Sonder- bzw. Methodikberichte geben. Sie befassen sich mit eng umgrenzten Einzelthemen im Zusammenhang mit dem Klimawandel. In diesem Berichtszyklus sind drei solcher Berichte vorgesehen.

  • Der Sonderbericht über Klimawandel und Städte befasst sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf urbane Räume und ihren besonderen Herausforderungen und Möglichkeiten der Klimawandelanpassung und -minderung. Die Erarbeitung des Sonderberichts hat bereits im Herbst 2023 gestartet. Er soll Anfang 2027 als erstes Produkt im siebten Berichtszyklus veröffentlicht werden.

  • Daneben wird es einen Methodikbericht über kurzlebige Klimatreiber geben, dessen Erarbeitung ebenfalls bereits angelaufen ist und auch 2027 veröffentlicht werden soll,

  • und einen Methodikbericht über Technologien zur Beseitigung von Kohlendioxid, Kohlenstoffabscheidung, -verwertung und -speicherung geben.

Schlussendlich wird ein Synthesebericht erstellt, also eine Zusammenfassung aller Berichte des siebten Berichtszyklus. Der Synthesebericht wird 2029 veröffentlicht.

Die nächsten Schritte

Fachexpertinnen und -experten erarbeiten im Dezember 2024 einen Vorschlag für die Ausrichtung/Inhalte, Struktur und den Zeitplan der drei Hauptberichte. Das Ergebnis des Treffens wird anschliessend dem IPCC-Plenum zur Abstimmung vorgelegt und damit wird gleichsam der Zeitplan gutgeheissen. Hier geht es darum, dass die Regierungen den Vorschlag offiziell abnehmen. Dann startet der Aufruf zur Nominierung von Autorinnen und Autoren für die jeweiligen Hauptberichte. Für jedes Kapitel wird ein Autorenteam zusammengestellt. Bei der Auswahl wird vor allem auf die wissenschaftliche Expertise geachtet und darauf, dass unterschiedliche Fachdisziplinen vertreten sind. Zudem ist Diversität (Gender, geographische Herkunft, mit und ohne Erfahrung im IPCC) ein wichtiges Kriterium.