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IPCC: «Heutige Entscheide sind wichtig für Tausende von Jahren»

MeteoSchweiz-Blog | 20. März 2023
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Der neue Synthesebericht des Weltklimarats bestätigt erneut den vom Menschen verursachten Klimawandel. Das Zeitfenster für Massnahmen zur Sicherung einer lebenswerten und nachhaltigen Zukunft schliesst sich rasch.

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Der soeben veröffentlichte Synthesebericht des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC) destilliert und vereint die zentralen Erkenntnisse der drei Arbeitsgruppen «Naturwissenschaftliche Grundlagen» (Working Group I), «Klimafolgen und Anpassung» (WG II) und «Massnahmen zur Minderung des Klimawandels» (WG III). Wir haben die Kernaussagen für Sie in kompakter Form zusammengestellt und zeigen, was dies für die Schweiz bedeutet.

Der Mensch ist verantwortlich für die jüngsten Klimaveränderungen

Der menschgemachte Treibhausgasausstoss hat in den letzten zehn Jahren weiter zugenommen. Die Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre ist heute so hoch wie seit mindestens zwei Millionen Jahren nicht mehr. Dieser Anstieg hat zu einer schnellen Erwärmung des Klimas geführt. Die globale Durchschnittstemperatur im Zeitraum 2011-2020 liegt 1,1 °C über der vorindustriellen Durchschnittstemperatur von 1850-1900.

Die Temperatur steigt über Landflächen stärker an als über dem Ozean. Besonders ausgeprägt ist die Erwärmung in den Polargebieten. Das Klima der Schweiz hat sich im gleichen Zeitraum um 2,5 °C erwärmt.

Die globale Durchschnittstemperatur wird in naher Zukunft (2021-2040) weiter zunehmen. Es ist wahrscheinlich, dass sie sich selbst im schwächsten Emissionsszenario in diesem Zeitraum um 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau erwärmen wird. Bei weiterhin ungebremsten Treibhausgasemissionen muss man von einer deutlich stärkeren Erwärmung ausgehen. Das Muster mit dem stärkeren Temperaturanstieg über den Landmassen und in den Polarregionen und der etwas schwächeren Zunahme über den Weltmeeren wird in Zukunft noch stärker ausgeprägt sein.

Der Klimawandel führt zu weitreichenden Veränderungen in der Atmosphäre, den Ozeanen, den irdischen Eismassen und auf den Kontinenten. Viele Folgen der Klimaerwärmung sind auf einer Zeitskala von mehreren Jahrhunderten unumkehrbar. Beispiele sind der ansteigende Meeresspiegel, der Verlust von Meereis und der Rückzug von Gletschern. Ausserdem werden gleichzeitig auftretende Extremereignisse, wie zum Beispiel Hitze und Dürre, immer wahrscheinlicher.

Diese Auswirkungen betreffen auch die Schweiz und wurden in den Schweizer Klimaszenarien CH2018 bereits detailliert unter die Lupe genommen. So haben wir in Zukunft mit trockeneren Sommern, heftigeren Niederschlägen, einer deutlich steigenden Hitzebelastung und schneearmen Wintern zu rechnen.

Anpassung wird schwieriger

In vielen betroffenen Sektoren wurde seit dem letzten IPCC-Synthesebericht 2014 mehr zur Anpassung an den Klimawandel unternommen. Einige Massnahmen haben die Klimarisiken wirksam verringert. Beispiele für Verbesserungen gibt es bei den Kulturpflanzen, beim Wassermanagement, in der Land- und Forstwirtschaft und in der Fischerei. Zudem gibt es vermehrt Konzepte für den Umgang mit Hitze und Hochwassern.

Anpassung an den Klimawandel wird aber mit zunehmender Erwärmung schwieriger. Mehr menschliche und natürliche Systeme werden an die Grenzen der Anpassungsfähigkeit stossen, was zu grösseren Schäden führen wird.

Drastische Reduktion auf Netto-Null nötig

Auch die Massnahmen zur Eindämmung des Klimawandels und die Ambitionen haben in den letzten zehn Jahren zugenommen. Allerdings wird die globale Erwärmung von 1,5 °C mit dem von den Mitgliedstaaten des Pariser Abkommens für 2030 angekündigte Ausstoss an Treibhausgasen wahrscheinlich übertroffen, und es wird schwierig, die globale Erwärmung auf 2 °C zu begrenzen.

Soll die globale Mitteltemperatur auf 1,5 oder 2 °C beschränkt werden, müssen die CO2-Emissionen auf Netto-Null reduziert werden, gemeinsam mit einer starken Reduktion aller anderen Treibhausgase. Alle globalen Entwicklungspfade, die die Erwärmung auf 1,5 °C oder 2 °C begrenzen, beinhalten eine rasche und tiefgreifende und in den meisten Fällen sofortige Verringerung der Treibhausgasemissionen in allen Sektoren in diesem Jahrzehnt. Netto-Null-CO2-Emissionen müssten dafür in den frühen 2050er bzw. frühen 2070er Jahren erreicht sein.

Klimaziele

Systemtransformation bringt klare Vorteile

Der Klimawandel stellt eine Bedrohung für das menschliche Wohlergehen dar. Es gibt ein sich schnell schliessendes Zeitfenster für Massnahmen zur Sicherung einer lebenswerten und nachhaltigen Zukunft für alle. Die Entscheidungen, die wir in der laufenden Dekade treffen, werden Auswirkungen für Tausende von Jahren haben.

Frühzeitiges Handeln in allen Sektoren und Systemen bringt sowohl kurz- als auch langfristig Vorteile mit sich. Die Stärkung der Anpassung ist wichtig angesichts der steigenden Risiken der globalen Erwärmung. Tiefgreifende und rasche Minderungsmassnahmen haben sowohl langfristige als auch kurzfristige Vorteile für die nachhaltige Entwicklung.

Es gibt einige wirksame und kosteneffiziente Handlungsoptionen für die nahe Zukunft. Dazu gehört die Verlagerung auf emissionsarme Energieträger, ein verbesserter Zugang zu Infrastruktur, die Reduktion der Energie-Nachfrage durch Steigerung der Energieeffizienz, aber auch durch Verhaltensänderungen, der Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen und die Stärkung von gesellschaftlichen Schutzmassnahmen und sozialer Gerechtigkeit.

Was ist die Rolle von MeteoSchweiz?

Als IPCC-Mitgliedsstaat ist die Schweiz an Plenarsitzungen vertreten, an denen die Inhalte der einzelnen Berichte von den Regierungen im Konsens genehmigt werden. Die Schweizer Delegation wird vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) geleitet. Die Rolle von MeteoSchweiz ist die fachliche Begleitung der Schweizer Delegation zum physikalischen Klima. Dementsprechend war MeteoSchweiz bei der Begutachtung der Zusammenfassung für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger involviert. Daneben erfüllen wir durch unsere Forschung und das Verfassen wissenschaftlicher Beiträge für den Bericht eine wichtige Rolle.

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