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Kräftiges Regenereignis mit Unsicherheiten
MeteoSchweiz-Blog | 30. September 2024
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Der Oktober beginnt auf der Alpennordseite mit viel Regen, sodass heute Montag eine Regenwarnung der Warnstufe 3 ausgegeben wurde. Wo wird am meisten Regen erwartet? Was sind die Unsicherheiten?

Von Dienstag 1.10.24 auf Mittwoch 2.10.24 wird aus Westen feuchte Meeresluft zu den Alpen transportiert, was zu teils ergiebigem Regen führt. Foto: Meteomeldungen/App
Von Dienstag 1.10.24 auf Mittwoch 2.10.24 wird aus Westen feuchte Meeresluft zu den Alpen transportiert, was zu teils ergiebigem Regen führt. Foto: Meteomeldungen/App
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Wetterlage

Von Dienstag auf Mittwoch liegt die Alpennordseite im Zustrom von sehr feuchter Meeresluft. Diese gelangt mit einer starken westlichen Höhenströmung zu den Alpen, wo sie gestaut wird. Dabei hat auch Hurrikan "Isaac" seine Finger im Spiel, wie vor einigen Tagen an dieser Stelle bereits beschrieben wurde.

«Isaac», der bei Redaktionsschluss um 17 Uhr rund 800 km nördlich der Azoreninseln lag, wurde zunächst von einem Hurrikan zu einem Tropischen Sturm herabgestuft und hat mittlerweile die Umwandlung zu einem aussertropischen Tief vollzogen. Dieses lenkt sehr feuchte und warme Meeresluft subtropischen Ursprungs Richtung Mitteleuropa. Auf dessen Vorderseite bildet sich morgen Dienstag westlich der französischen Atlantikküste ein weiteres Tief. Dies führt dazu, dass die entstandene Frontalzone etwas verwellt und bei uns zuerst als Warmfront, in der Nacht auf Mittwoch als Kaltfront oder Okklusion eintrifft. Daneben befindet sich über der Nordsee ein weiteres Tief, das vor allem in der zweiten Phase Einfluss auf unser Wetter nimmt.

Wetterentwicklung zwischen Montagabend 30.9.24 und Mittwochabend 2.10.24 gemäss dem europ. Wettermodell IFS-HRES. Dargestellt sind die Bodendruckverhältnisse (schwarze Isobaren) sowie die 6-stündigen Niederschlagsmengen. Der Tropische Sturm liegt über dem Atlantik südwestlich/westlich von Irland.
Wetterentwicklung zwischen Montagabend 30.9.24 und Mittwochabend 2.10.24 gemäss dem europ. Wettermodell IFS-HRES. Dargestellt sind die Bodendruckverhältnisse (schwarze Isobaren) sowie die 6-stündigen Niederschlagsmengen. Der Tropische Sturm liegt über dem Atlantik südwestlich/westlich von Irland. (Quelle: ECMWF/MeteoSchweiz)

Ergiebiger Regen

Die erwähnte Warmfront erfasst am Dienstagmorgen die Schweiz. Sie ist in eine kräftige West- bis Südwestströmung eingelagert. Dabei strömt feucht-milde Meeresluft an den Alpenbogen, wo sie einerseits gestaut wird und ausregnet. Im Laufe des Dienstags zieht das Tief gemäss der aktuellen Vorhersage vom nahen Atlantik über Frankreich zur Alpennordseite und in der Nacht auf Mittwoch weiter nach Süddeutschland/Tschechien. Auf der Rückseite des Tiefs drückt ab Dienstagabend allmählich die nachfolgende Kaltfront an den Jura und in der Folge weiter gegen die Voralpen. Diese Konstellation führt dazu, dass die nach wie vor herangeführte feuchte Meeresluft auf die in den tieferen Schichten einsickernde kältere Luft beginnt aufzugleiten. Später wird sie immer mehr Richtung Voralpen/Alpen gedrückt. Beide Prozesse führen zu intensiven Niederschlägen.

Wetterkonstellation am Dienstagabend um 23 Uhr gemäss dem europ. Wettermodell IFS-HRES. Zum Zeitpunkt liegt über der Alpennordseite ein Tief (weisses T, weisse Isobaren), das in der Folge weiter ostwärts zieht. Aus West-Südwest fliesst in mittleren Höhenlagen feuchtmilde Meeresluft zu den Alpen (oranger Pfeil) und gleitet allmählich auf die vom Jura her einsickernde kältere Luft (blauer Pfeil) auf. Dies führt zu teils intensiven Niederschlägen.
Wetterkonstellation am Dienstagabend um 23 Uhr gemäss dem europ. Wettermodell IFS-HRES. Zum Zeitpunkt liegt über der Alpennordseite ein Tief (weisses T, weisse Isobaren), das in der Folge weiter ostwärts zieht. Aus West-Südwest fliesst in mittleren Höhenlagen feuchtmilde Meeresluft zu den Alpen (oranger Pfeil) und gleitet allmählich auf die vom Jura her einsickernde kältere Luft (blauer Pfeil) auf. Dies führt zu teils intensiven Niederschlägen. (Quelle: ECMWF/MeteoSchweiz)

Unsicherheiten in der Vorhersage

Allerdings bestehen noch einige Unsicherheiten in Bezug auf die Gesamtniederschlagsmengen und wie diese verteilt sind. Je nachdem, wo die Aufgleitprozesse, die genaue Position des Jetstreams und der Stau am Relief tatsächlich stattfinden, kann die Niederschlagsverteilung letztlich anders ausfallen als aktuell vorhergesagt. Diese Unsicherheit verdeutlichen die verschiedenen «Members» in unserem probabilistischen ICON-CH2 Wettermodell recht anschaulich.

Zwei verschiedene ICON-CH2-EPS «Members» des 6 UTC Laufs vom 30.9.2024. Einerseits unterscheiden sich die absoluten Niederschlagsmengen in den beiden Lösungen, andererseits schwanken auch die von den ergiebigsten Regenmengen betroffenen Regionen zwischen Jura und westlichen Alpen/Voralpen.
Zwei verschiedene ICON-CH2-EPS «Members» des 6 UTC Laufs vom 30.9.2024. Einerseits unterscheiden sich die absoluten Niederschlagsmengen in den beiden Lösungen, andererseits schwanken auch die von den ergiebigsten Regenmengen betroffenen Regionen zwischen Jura und westlichen Alpen/Voralpen. (Quelle: MeteoSchweiz)

Am wahrscheinlichsten sind die ergiebigen Regenmengen jedoch trotz allem zwischen dem Unterwallis/Chablais und dem westlichen Berner Oberland. Unsicherer sind sie in den angrenzenden Regionen, mitunter vor allem im Mittelland und Jura.

Die Spannbreite bei den vorhergesagten Regenmengen ist zudem recht gross. Die höchsten Niederschlagsmengen in einigen Members vom ICON-CH2-EPS (wie beispielsweise in der Grafik oben rechts) werden jedoch als eher unrealistisch eingeschätzt, weshalb in den ausgegebenen Warnungen teils deutlich weniger Regen vorhergesagt wird (und sich je nach Region auch recht deutlich von der Lokalprognose in der App unterscheiden kann).

Mit Zufuhr recht warmer Luft steigt die Schneefallgrenze von 2500 gegen 3000 Meter an und sinkt am Schluss des Ereignisses wieder auf 2000 bis 2400 Meter. Allerdings ist die Höhe der Schneefallgrenze abhängig von der genauen Position der verschiedenen Luftmassen. Sie könnte sich deshalb noch leicht verschieben, vor allem auch dessen zeitlichen Verlauf.

Verlauf der Höhe der Schneefallgrenze (grün) und 3-stündige Niederschlagsmenge (blau) in Saanen im Berner Oberland, gemäss dem Wettermodell ICON-CH2-EPS. Die Unsicherheiten sind in Form von Balken wiedergegeben.
Verlauf der Höhe der Schneefallgrenze (grün) und 3-stündige Niederschlagsmenge (blau) in Saanen im Berner Oberland, gemäss dem Wettermodell ICON-CH2-EPS. Die Unsicherheiten sind in Form von Balken wiedergegeben. (Quelle: MeteoSchweiz)

Regenwarnungen

Als wahrscheinlichste Entwicklung bzw. Vorhersage rechnen wir mit 50 bis 90 mm vom Unterwallis/Chablais bis zu den Fribourger Voralpen und mit 40 bis 70 mm im Berner Oberland, was einer Regenwarnung der Stufe 3 entspricht. Die intensivste Phase wird von Dienstagabend bis zum frühen Mittwochmorgen erwartet. In den angrenzenden Regionen sind die Regensummen wahrscheinlich tiefer, weshalb für diese Regionen eine Regenwarnung der Stufe 2 ausgegeben wurde.

Regenwarnungen für das Regenereignis vom 1. auf den 2. Oktober 2024.
Regenwarnungen für das Regenereignis vom 1. auf den 2. Oktober 2024. (Quelle: MeteoSchweiz)

Die Situation wird jedoch laufend analysiert und aufgrund der noch existierenden Unsicherheiten ist es möglich, dass die Stufe 3 Warnungen auf weitere Regionen ausgedehnt werden könnten.