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Nordföhn mit Ausdauer

MeteoSchweiz-Blog | 18. September 2024
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An der Südflanke eines umfangreichen Hochdruckgebiets herrschte heute Mittwoch über der Schweiz typisches Herbstwetter mit Bise und gebietsweise hochnebelartiger Bewölkung. Nach einem kurzen Blick auf das Tageswetter beleuchten wir im zweiten Teil dieses Blogartikels die ungewöhnlich lange Nordföhn-Episode der vergangenen Tage auf der Alpensüdseite.

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Das Wetter heute in der Schweiz ist schnell erzählt: Mit einer mässigen Bise wurde an der Südflanke eines ausgesprochen grossräumigen Hochdruckgebiets eher trockene Kontinentalluft zur Alpennordseite geführt. Insbesondere den Voralpen entlang bildeten sich in der Nacht ausgedehnte Hochnebelfelder mit einer Obergrenze zwischen 1200 und 1600 Metern. Sie lösten sich am Nachmittag teilweise auf, so dass wie im Flachland und in den inneralpinen Regionen immer häufiger die Sonne schien. Oberhalb des Hochnebels präsentierte sich der Himmel in sehr trockener und stabil geschichteter Luft oft wolkenlos. Das Temperaturniveau lag ungefähr in der jahreszeitlichen Norm oder wenig darunter.

Ungewöhnlich lange Nordwind-Episode im Süden

Der markante Kaltluftausbruch, der sich in den vergangenen fünf Tagen über Westeuropa vollzog, hat dem Süden der Schweiz eine ungewöhnlich lange Nordföhn-Episode gebracht. Diese begann am Donnerstagabend, 12. und dauerte bis gestern Dienstag, 17. September 2024.

Anhand des Föhnindex lässt sich diese Nordföhn-Episode objektiv darstellen. Dieser wird anhand der gemessenen Windrichtung und -geschwindigkeit, der relativen Luftfeuchtigkeit sowie der potentiellen Temperatur berechnet und nimmt per Definition den Wert von 2 an, wenn es sich um einen reinen Föhn handelt. Schwächelt der Föhn und vermischt sich mit Luft, welche nicht die typischen Föhneigenschaften und Alpen-querende Herkunft aufweist, zeigt der Index den Wert von 1 an. Man spricht in diesem Fall von «Föhn-Mischluft».

Die Dauer dieser Nordföhn-Episode ist aussergewöhnlich lange, wie in den folgenden Grafiken ersichtlich wird. In den vergangenen 15 Jahren wurden in Lugano jeweils im gesamten September zwischen 10 und 90 Stunden Nordföhn verzeichnet. Im Jahr 2021 erreichte der Nordföhn die Station gar nie. Im 2024 waren es, Stand bis und mit heute Mittwoch, 18. September bereits über 100 Stunden. An der Station Robbia im Puschlav sieht die Situation ähnlich aus, der Nordföhn ist hier insgesamt noch etwas häufiger zu Gast.

Auch im Vergleich mit den durchschnittlichen Föhnstunden in den übrigen Monaten sticht der September 2024 heraus. Die Dauer der Nordföhn-Episode der vergangenen Tage übertrifft in Lugano selbst die durchschnittlichen Werte der Monate Januar bis Mai, in welchen der Nordföhn seine grösste Häufigkeit annimmt.

Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass bereits im April des laufenden Jahres 2024 der Nordföhn insbesondere in Lugano aussergewöhnlich häufig wehte, wie die obigen Grafiken zeigen.

Weitere Informationen zum Thema Föhn auf unserer Website:

Keine weitere Nordlage mehr in Sicht

Diese vorläufige Statistik dürfte sich im weiteren Verlauf des Monats nur noch geringfügig verändern. Die aktuell herrschende Hochdrucklage endet am Wochenende und geht in der folgenden Woche in eine zügige Westlage über. Kurze Phasen mit Nordföhn sind dabei auf der Alpensüdseite zwar durchaus möglich, sollte ein Schwall Polarluft von Nordwesten her die Alpen erreichen und überqueren. Eine derart langandauernde Nordlage, wie sie in den vergangenen Tagen herrschte, ist auf Basis der vorliegenden Prognoseunterlagen jedoch unwahrscheinlich.