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September mit Schnee in den Bergen

MeteoSchweiz-Blog | 27. September 2024
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Der September startete sommerlich warm und mit Gewittern. Ein massiver Temperatursturz sorgte dann aber noch in der ersten Monatshälfte lokal für aussergewöhnliche Schneemengen. Insgesamt lag die landesweit gemittelte Monatstemperatur im Bereich der Norm oder leicht darunter. Die monatlichen Niederschlagsmengen waren verbreitet über dem langjährigen Durchschnitt.

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Das landesweite Mittel der Septembertemperatur beträgt aktuell 10,1 °C (Stand: 27.09.2024). Damit liegt der diesjährige September momentan mit einer Abweichung von -0,3 °C leicht unter der Norm 1991–2020. Im vergangenen Jahr erreichte die Septembertemperatur ihren bisherigen Höchstwert mit einem landesweiten Mittel von 14,3 °C und einer Abweichung zur Norm von +3,8 °C.

Die Monatsmitteltemperatur ist fast in allen Regionen des Landes im Bereich der Norm 1991-2020 oder leicht unterdurchschnittlich. In der Region San Bernardino, Grosser St. Bernhard und auf dem Jungfraujoch liegt der September aktuell 1 °C unter der Norm. Im Tessin und in der Region Schaffhausen liegt die Septembertemperatur lokal um 0.5 °C über dem Durchschnitt.

Der September ist im heutigen Klima in der Schweiz durchschnittlich 2,4 °C wärmer als während der vorindustriellen Referenzperiode 1871–1900 (roter Klimatrend in Abbildung 1).

Sommerlich warm und gewittrig

In den ersten Septembertagen lag die Schweiz überwiegend in warmer Gewitterluft. Am 1. und am 7. September stieg die Tagesmitteltemperatur mancherorts 5 bis 7 °C über die Norm 1991−2020. Vom 2. bis am 6. lagen die Werte verbreitet 3 bis 5 °C über der Norm.

Die Tageshöchstwerte erreichten am 1. September beidseits der Alpen nochmals 30 °C oder etwas mehr. Am 7. gab es mit Föhnunterstützung im Wallis und in den Föhntälern der Alpennordseite Höchstwerte von 30 °C oder leicht darüber. Sonst lagen die Höchstwerte verbreitet zwischen 25 und knapp 30 °C.

Vom 1. bis am 5. September entwickelten sich mancherorts Gewitter, die lokal starken Regen und vereinzelt auch Hagel brachten.

Massiver Temperatursturz

Kalte Polarluft aus Nordwesten setzte dem Sommer auf der Alpennordseite ab dem 9. September ein abruptes Ende. Gegen Monatsmitte sanken die Tageshöchstwerte in den Tieflagen der Alpennordseite verbreitet unter 15 °C. Am 13. September bewegten sich die Höchstwerte im zentralen und östlichen Mittelland gebietsweise zwischen 11 und 12 °C.

An 14 Messstandorten wurden die tiefsten Tagesmaxima seit Messbeginn für die erste Septemberhälfte registriert. Auf dem Jungfraujoch gab es am 13. September ein Tagesmaximum von -11,7 °C. Das bisher tiefste Tagesmaximum in der ersten Septemberhälfte stammt hier vom 10.09.2001 mit – 10,7 °C. Messbeginn war 1961.

Kräftiger Wintereinbruch in den Bergen

In den Bergen fiel Schnee bis unter 1500 m. Lokal gab es erhebliche Neuschneemengen. Für die erste Septemberhälfte (1. bis 15.09.) meldeten die Messstandorte Unterschächen (1470 m) und Urnerboden (1395 m) eine Neuschneesumme um 45 cm. In Arosa (1878 m) summierten sich die Neuschneefälle bis zum 15. September auf 44 cm. Seit Messbeginn 1890 war es hier die sechsthöchste Neuschneesumme in der ersten Septemberhälfte.

Anhaltender Nordföhn auf der Alpensüdseite

Die Zufuhr von polarer Kaltluft aus nördlicher Richtung löste auf der Alpensüdseite eine ungewöhnlich lange Episode mit Nordföhn aus. Sie dauerte vom 12. bis am 17. September.

In der ab 2007 verfügbaren Föhnmessreihe von Lugano summierte sich dadurch die Anzahl der Föhnstunden im September auf den Rekordwert von über 100. Der bisherige Höchstwert vom September 2007 lag bei 93 Föhnstunden. Im Durchschnitt der Jahre 2007 bis 2023 gab es in Lugano im September 30 Stunden mit Nordföhn.

Am Messstandort Poschiavo im Puschlav, dem Messstandort mit den durchschnittlich häufigsten Föhnstunden, gab es im aktuellen September etwa 130 Föhnstunden. Das liegt deutlich über den bisherigen Septemberwerten. Der Septemberdurchschnitt der verfügbaren Messjahre 2008 bis 2023 liegt in Poschiavo bei 52 Stunden mit Nordföhn.

Neben der ungewöhnlich hohen Anzahl an Föhnstunden brachte der September 2024 am Messstandort Poschiavo die viertlängste ununterbrochene Föhnperiode in der ab 2008 verfügbaren Messreihe. Sie dauerte 112 Stunden (rund viereinhalb Tage). Rang 2 stammt vom Februar 2009 und Mai 2010 mit je einer ununterbrochenen Föhnperiode von 116 Stunden. Deutlich auf Rang 1 liegt die lange ununterbrochene Föhnperiode vom Januar 2019 mit 131 Stunden (rund fünfeinhalb Tage).

Feuchte Südwestströmung

Nach zwei Übergangstagen im Einfluss eines Hochs über Nordeuropa mit Bise auf der Alpennordseite, stellte sich vom 20. bis 26. September über der Schweiz eine relativ stabile Süd- bis Südwestströmung ein. Damit stiegen die Tagesmitteltemperaturen nach dem Kaltlufteinbruch wieder verbreitet um 1-2 °C über die Norm, am Alpennordhang und im Jura am 21./22. September auf etwa 3,5 °C über die Norm 1991-2020. Auf der Alpensüdseite blieben die Temperaturen bis am 23. September im Normbereich, ehe sie ab dem 24. September wieder darunterfielen.

Mit der Südwestströmung endete auch die kurze Trockenphase. Am 22. September gab es zuerst in der West- und Zentralschweiz etwas Niederschlag, am 23. und 25. September regnete es dann verbreitet. Zwischen dem 25. und 26. September kamen im Wallis und im Tessin vielerorts mehr als 20 mm, lokal auch über 50 mm in 24 Stunden zusammen.

Warmfront bringt viel Niederschlag

Das kräftige Tief «Aitor» mit Kern südwestlich von Irland trieb am 26. September eine Warmfront mit feuchtmilder Luft von Südwesten her über die Schweiz. In der Folge gab es intensiven Dauerregen. Die grössten Tagesniederschlagsmengen fielen im westlichen Mittelland und Wallis, sowie auf der Alpensüdseite, im Engadin, und im Puschlav. In diesen Regionen fielen zwischen dem 26. und 27. September gut 30 bis 50 mm, lokal auch noch mehr. Zwischen 60 und 75 mm gab es z.B. in Semsales (FR), Soglio (GR) und Bellinzona (TI) und auf dem Monte Generoso (TI). Solche Niederschlagsmengen kommen an den meisten Standorten alle paar Jahre oder häufiger vor. Am wenigsten Niederschlag erhielten die östlichen Voralpen und Alpen, dort blieben die Tagessummen weitgehend unter 20 mm. In den verbleibenden Septembertagen kann es noch weitere Niederschläge geben.

Mit dem Eintreffen der Warmfront blieb die Nacht vom 25. auf den 26. September relativ mild, besonders in den Föhntälern und in der Westschweiz. In Vaduz, Bad Ragaz und Altdorf sank die Temperatur nicht unter 17 °C. Das war an diesen Standorten die wärmste oder zweitwärmste Nacht des diesjährigen Septembers. Im Mittel über die Normperiode 1991-2020 beträgt die durchschnittliche Tagesminimumtemperatur im September an diesen Stationen zwischen 10 und 11 °C.

Die Warmfront brachte auch starke Winde im Jura und in den zentralen und östlichen Alpentälern. Der Südföhn erreichte in den Tälern der Zentral- und Ostschweiz Windspitzen von 70 bis 90 km/h. Die höchsten Böenspitzen wurden dabei auf dem Piz Martegnas mit 144 km/h und auf dem Säntis mit 137 km/h notiert. Auf den Juragipfeln war der Südwestwind ebenfalls stürmisch. Auf der La Dôle stürmte es mit 113 km/h und auf dem Chasseral blieb der Windmesser bei maximal 117 km/h stehen.

Die Niederschlagssummen im September

Im Zeitraum vom 1. bis 26. September wurden verbreitet überdurchschnittliche Niederschlagsmengen verzeichnet. In einem Band, das vom Genfersee und Wallis entlang dem Jura bis in die Region Schaffhausen reicht, summierten sich die Niederschläge auf mehr als 180% der Norm 1991-2020. Einzig im Gebiet zwischen dem Vorder- und dem Hinterrhein wurden leicht unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen gemessen.

Erst vereinzelt bunte Blätter

Ab Mitte September wurden die ersten verfärbten Vogelbeeren und Birken im Flachland und in den Bergen beobachtet; je nach Standort zu einem normalen oder frühen Zeitpunkt verglichen mit dem Mittel. Zur Blattverfärbung von Bergahorn, Sommer- und Winterlinde liegt je eine Meldung vor. Verfärbte Buchen wurden noch keine beobachtet. Die grossflächige Laubverfärbung in der Schweiz beginnt im Mittel ab Anfang Oktober.

Die Herbstzeitlosen blühten ab Mitte August. Im September wurden sie mehrheitlich in Höhenlagen oberhalb von 800 m entdeckt, rund eine Woche später als im Mittel. Insgesamt blühten die Herbstzeitlosen jedoch zu einem mittleren Zeitpunkt.

Der warme Sommer beschleunigte die Fruchtreife des Schwarzen Holunders. Sie konnte 12 Tage früher beobachtet werden als im Mittel. Meist reiften seine Beeren im August und während den warmen Tagen der ersten Septemberwoche. Reife Vogelbeeren wurden im September in den Bergen von 800 – 1560 m beobachtet. Die Vogelbeeren reiften 8 Tage früher als im Mittel.

Daten zur Weinlese liegen bis zum aktuellen Zeitpunkt von 5 Stationen des phänologischen Beobachtungsnetzes vor. Im Durchschnitt fand die Weinlese an diesen Stationen etwas mehr als zwei Wochen früher statt als im Mittel der dreissigjährigen Periode 1991-2020.

Der definitive Bericht zum September 2024 ist ab dem 10. Oktober 2024 in der Rubrik Publikationen verfügbar.

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