Im Oktober erstrahlt die Natur in unseren Breitengraden in herbstlichen Farben. Obwohl die Sonne in den letzten Wochen zeitweise einen schweren Stand hatte, ist das Spektakel wunderschön und die Farben in diesem Jahr ziemlich intensiv.
Mit dem natürlichen Phänomen der Blattverfärbung bereiten sich die Bäume auf die kalte Jahreszeit vor. Die abnehmende Tageslänge und der allmähliche Temperaturrückgang lösen in den Blättern einen Alterungsprozess aus. Dabei werden Nährstoffe abgebaut und das Chlorophyll - der grüne Farbstoff in den Blättern, der für die Photosynthese verantwortlich ist - wird in seine Bausteine zerlegt und in Ästen, im Stamm und den Wurzeln gespeichert. Sobald das Chlorophyll aus den Blättern verschwunden ist, werden andere Farbpigmente sichtbar. Die beiden wichtigsten sind dabei Carotinoide (gelb und orange) und Anthocyane (rot) und sorgen für die herbstlichen Farben. Weitergehende Informationen dazu finden Sie in unserem Wetterlexikon unter Blattverfärbung.
Wie oben erwähnt, sind die beiden Hauptfaktoren für die Blattverfärbung die kürzere Tageslänge und der Temperaturrückgang. Es gibt aber noch weitere Faktoren, die einen wesentlichen Einfluss auf die Intensität der Herbstverfärbung haben, allen voran die Bodenfeuchte. Trockene und heisse Sommer sorgen bei der Vegetation für Trockenstress und haben zur Folge, dass ein Teil des Laubs vertrocknet. Das Laub wird schnell braun und die Blätter fallen vorzeitig ab, wie es z.B. in den Jahren 2022 und 2023 vielerorts der Fall war. Starker Wind und früher Frost können ebenfalls eine wichtige Rolle spielen und den Laubfall beschleunigen und somit die Dauer der Blattverfärbung verringern.
In diesem Jahr sind alle Faktoren für eine hohe Intensität der Herbstfarben gegeben. Über das gesamte Jahr gesehen gab es immer wieder Niederschläge, die Schweiz erlebte im Oktober – abgesehen von den Föhntälern – keine grösseren Stürme und die Temperaturen blieben auf hohem Niveau, d.h. im Flachland und in mittleren Lagen wurde kein strenger Frost beobachtet.
Anbei eine Zusammenstellung von Bildern, die in den letzten Tagen via MeteoSchweiz-App bei uns eingegangen sind. Die zauberhaften Herbstlandschaften in der Schweiz stehen denen in Nordamerika in nichts nach.
Um in den vollen Genuss der herbstlichen Farben zu kommen, machte in diesem Herbst letztlich nur das sonnenarme Wetter einen Strich durch die Rechnung. Trockene und sonnige Phasen waren in den letzten Wochen selten (siehe Blog vom 21. Oktober).
Immerhin ist nach einem trüben Mittwoch vor allem in den Bergen Besserung in Sicht. Am Donnerstag und Freitag wird es in der Höhe ziemlich sonnig und die Herbstfarben können in ihrer vollen Pracht bestaunt werden. Im Flachland hingegen dürfte Nebel und Hochnebel zumindest in der ersten Tageshälfte jeweils für graues Wetter sorgen. Auch direkt am Alpenkamm sowie auf der Alpensüdseite ist die Luft feuchter, und die Sonne hat einen schweren Stand.
Die Nordamerikaner, insbesondere die Kanadier, haben den touristischen Reiz dieser farbenprächtigen Laubwälder entdeckt. Dafür gibt es spezielle Internetseiten, auf denen Karten mit der Entwicklung der Herbstfärbung zu finden sind. Diese Praxis ist bei uns weniger verbreitet, dennoch gibt es auch hier die Möglichkeit, die Vegetationsentwicklung zu verfolgen.