Seit dem 27. Oktober ist das Wetter in der Schweiz hochdruckbestimmt. Wie so oft im Schweizer Herbst zeichnet sich eine solche Wetterlage durch grauen Nebel oder Hochnebel über dem Mittelland und heiterem Sonnenschein in den Bergen aus. Aufgrund kleiner Veränderungen in den meteorologischen Bedingungen ist die Obergrenze des Nebels mal etwas höher – mal etwas tiefer oder er löst sich im Tagesverlauf stellenweise auf oder dehnt sich eher noch weiter aus. Über solche Details haben wir in den letzten Tagen bereits einige Blogs geschrieben.

In der kalten Jahreszeit gehen Hochdrucklagen oft mit einer thermischen Inversion einher. Dabei werden in mittelhohen Lagen oft höhere Höchsttemperaturen als in den tiefen Lagen unter dem Nebel erreicht. Beispielsweise wurden gestern am 4. November in La Chaux-de-Fonds auf rund 1000 Metern 18,9 Grad registriert, während in Neuenburg auf knapp 500 Metern lediglich 9.2 Grad gemessen wurden.
Das beständige Hoch sorgte in der Höhe für Subsidenz. Die Luftmasse oberhalb der Inversion wird durch die Absinkbewegung weiter abgetrocknet, wodurch die Fernsicht in den Bergen oberhalb des Wolkenmeers begünstigt wurde.

Seit dem 31. Oktober ist die Luftmasse in der Höhe aussergewöhnlich mild. Die Radiosondierung von Payerne hat am 1. November die höchste Nullgradgrenze im November seit Messbeginn im Jahre 1954 aufgezeichnet. Sie lag auf 4284 Metern! Aber auch die darauffolgenden Tage, der 2. bis 4. November, landeten auf den Plätzen 3 bis 5. Auch im Vergleich mit den Rekorden in der letzten Oktoberwoche wären die 4284 Meter noch auf dem 3. Platz gelandet. Dies zeigt, dass es kein zufälliger Rekord war, sondern die Nullgradgrenze für diese Jahreszeit tatsächlich aussergewöhnlich hoch lag.

In den ersten 4 Novembertagen gab es an einigen Bergstationen neue Novemberrekorde oder mindestens TopTen Werte (Auflistung nicht abschliessend.):
Die Station Junfraujoch registrierte am 1. November mit 4.8 Grad einen neuen Novemberrekord seit Messbeginn im Jahre 1961. Die Höchstwerte des 2. bis 4. Novembers landeten auf den Plätzen 3, 5 und 10.
Auf dem Piz Corvatsch landeten die ersten 4 Novembertage mit ihrem Temperaturmaximum von bis zu 6 Grad am 2. November auf den Plätzen 2 bis 5 der höchsten Novembertemperaturen.
An der Station Weissfluhjoch landete der 2. November mit 12.7 Grad an der Spitze der Rekordliste und die anderen Tage kamen auf die Plätze 2, 3 und 5 zu liegen.
Auf dem Säntis (Messbeginn 1901) landete der 1. November mit 11.2 Grad, auf dem Col du Grand St-Bernard der 2. November mit 11.9 Grad, auf dem Passo del Bernina der 3. November mit 13.9 Grad und in Buffalora der 1. November mit 16.3 Grad auf Platz 1 der höchsten je gemessenen Novembertemperaturen.
Dass diese Temperaturrekorde nicht nur dem Monatswechsel geschuldet sind, zeigt der Vergleich mit der letzten Oktoberwoche. Auch dort spielen diese Rekordwerte ganz oben mit. Der Rekord auf dem grossen St. Bernhard (Messbeginn 1864) steht auch im Vergleich mit der letzten Oktoberwoche auf dem 1. Platz.
Am 1. Novemver wurde zum ersten mal seit Messbeginn im Jahre 1961 an der Messstation Jungfraujoch an einem Novembertag kein Frost gemessen. Das heisst die Temperatur blieb den ganzen Tag über Null Grad. Der Tiefstwert an diesem Tag lag bei +0.1 Grad. Aber die folgenden beiden Tage, der 2. und 3. November, konnten dies sogar noch überbieten. Die Tiefstwerte lagen bei 1.1 Grad am 3. und bei 1.8 Grad am 2. November. Das heisst dass die Temperatur auf dem Jungfraujoch während drei Tagen nicht unter den Gefrierpunkt fielen, was für den November aussergewöhnlich ist!
