In allen drei Spektralbereichen, welche von den Kanälen abgedeckt sind, misst der Sensor das Reflexionsvermögen der Erdoberfläche. Bei derartigen klassischen Satellitenbilddarstellungen werden stark reflektierende Flächen weiss, nicht reflektierende Flächen schwarz dargestellt.
Die schneebedeckten Berge sowie das Nebelmeer über den Niederungen reflektieren das Sonnenlicht insbesondere im sichtbaren Spektralbereich (VIS 0.6, unten links) sehr stark und erscheinen nahezu weiss. Die Adria hingegen reflektiert nur sehr wenig Sonnenlicht zum Sensor hin und erscheint im VIS 0.6 Bild dunkelgrau. Apere Flächen ordnen sich irgendwo dazwischen ein. Das menschliche Auge nimmt die reflektierte Strahlung sehr ähnlich wahr: Ohne Sonnenbrille werden wir im Winter beim Skifahren vom Schnee rundherum geblendet. Auch das Nebelmeer erscheint uns von oben betrachtet vergleichsweise hell, denn seine Flüssigwasserwolken reflektieren das Sonnenlicht stark in alle Richtungen.
Im nahen Infrarot verändert sich jedoch die Wahrnehmung, wie der Vergleich mit den NIR 1.6 und NIR 2.2 Bildern oben zeigt. Während das Nebelmeer unvermindert stark reflektiert und somit weiss erscheint, erscheinen die schneebedeckten Flächen dunkler, in grauen Farbtönen. In diesen Spektralbereichen wird ein Teil der Strahlung vom Eis absorbiert, während das flüssige Wasser in der Nebelwolke die einfallende Sonnenstrahlung immer noch stark zum Sensor hin reflektiert.
Erdbeobachtung in Farben
Weil wir Menschen Dinge lieber in Farben betrachten als in Schwarz-Weiss kombinieren wir nun diese physikalischen Eigenschaften der Erdoberfläche bzw. ihre Interaktion mit der Sonnenstrahlung in den verschiedenen, vom Satelliten gemessenen Spektralbereichen mit den drei Farbkomponenten Rot, Grün und Blau. Wir ersetzen einfach die Farbe Weiss für stark reflektierende Flächen in den drei einzelnen Satellitenbildern durch Rot, Grün und Blau und addieren die drei ehemals schwarz-weissen Bilder zu einem farbigen Bild.