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Der Schnee kam zur richtigen Zeit
MeteoSchweiz-Blog | 24. Dezember 2024

Mit Zufuhr von feuchten Luftmassen aus West bis Nordwest schneite es in den letzten Tagen besonders am Alpennordhang ergiebig. Wir ziehen Bilanz.

Auch in Chardonne oberhalb des Genfersees schneite es bis in tiefe Lagen. Foto: Meteomeldungen/App
Auch in Chardonne oberhalb des Genfersees schneite es bis in tiefe Lagen. Foto: Meteomeldungen/App
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Oft findet an oder kurz vor Weihnachten das berühmtberüchtigte Weihnachtstauwetter statt, wobei es sehr mild ist und es in tieferen und mittleren Höhenlagen eher regnet als schneit. Nicht so dieses Jahr.

Phase I – Warmfront

Mit einer markanten westlichen Strömung floss ab der Nacht auf Sonntag, 22. Dezember, feuchte Meeresluft zu den Alpen. Da es sich zunächst um Zufuhr von milderer Luft (Warmfront) handelte, stieg die Schneefallgrenze im Laufe des Sonntags auf rund 700 bis 1500 Meter. Je nach Region fiel der Anstieg sehr unterschiedlich aus.

Verlauf der (berechneten) Schneefallgrenze an ausgewählten Stationen zwischen Samstagabend, 21. Dezember und der Nacht auf Mittwoch, 24. Dezember. Gut zu sehen ist die deutlich höhere Schneefallgrenze am Sonntag im Berner Oberland (Adelboden) im Vergleich zu anderen Regionen.
Verlauf der (berechneten) Schneefallgrenze an ausgewählten Stationen zwischen Samstagabend, 21. Dezember und der Nacht auf Mittwoch, 24. Dezember. Gut zu sehen ist die deutlich höhere Schneefallgrenze am Sonntag im Berner Oberland (Adelboden) im Vergleich zu anderen Regionen. (Quelle: MeteoSchweiz)

Dort, wo die wärmere Luft sich gut durchsetzen konnte wie beispielsweise im Berner Oberland, stieg die Schneefallgrenze höher an. In anderen Regionen verdrängte die mildere Luft die zuvor vorhandene Kaltluft nicht wirklich, sodass die Schneefallgrenze tief blieb wie beispielsweise im Oberwallis. Dort schneite es meist bis zum Talboden.

Schneebilder aus dem Wallis (Ernen, Sierre und Muraz bei Sierre).
Schneebilder aus dem Wallis (Ernen, Sierre und Muraz bei Sierre). (Fotos: Meteomeldungen/App)

Phase II – Kaltfront

Die Höhenströmung drehte im Laufe des Sonntags auf Nordwest. Folglich wurde aus derselben Richtung kältere Luft herangeführt (Kaltfront). Die feuchte und labile Luft polaren Ursprungs – örtlich gab es einige Blitzentladungen – wurde am Alpennordhang gestaut. Doch nicht nur dort fiel Schnee. Dank der stürmischen Nordwestströmung schneite es bis weit in die Alpen hinein. Sogar im Nordtessin fiel die weisse Pracht recht ergiebig.

Viel Neuschnee gab es auch im Nordtessin wie hier in Villa Bedretto im Val Bedretto.
Viel Neuschnee gab es auch im Nordtessin wie hier in Villa Bedretto im Val Bedretto. (Foto: Meteomeldungen/App)

Phase III – Okklusion

In der Nacht auf Montag, 23. Dezember, liess der Nordweststau am Alpennordhang vorübergehend nach. Nachschub war jedoch schon im Anmarsch. Das Tief namens «Enol» mit Kern bei Dänemark steuerte relativ direkt aus Norden eine Mischfront (Okklusion) zu den Alpen, wobei eine zweite Stauphase an den Alpen einsetzte.

  Weisses Erwachen in Bätterkinden am Montagmorgen, 23. Dezember.
Weisses Erwachen in Bätterkinden am Montagmorgen, 23. Dezember. (Foto: Meteomeldungen/App)

Nicht nur an und in den Alpen fiel Schnee, auch im Flachland schneite es bis in tiefe Lagen. Mit Zufuhr von etwas milderer Luft wechselte der Aggregatszustand in den tiefsten Lagen allmählich von fest zu flüssig, sprich von Schnee zu Regen oder Schneeregen, sodass vielerorts ein Teil des gefallenen Neuschnees wieder wegschmolz. Am Jurasüdfuss trug auch kräftig auffrischender Joran (Nordwestwind) zur Schneeschmelze bei, weil die Temperatur dadurch deutlich in die Plusgrade kam.

Neuschnee in Bern am Montagmorgen, 23. Dezember 2024.
Neuschnee in Bern am Montagmorgen, 23. Dezember 2024. (Foto: Meteomeldungen/App)

Bilanz der Neuschneesummen

Aufgrund der Niederschlags- bzw. Neuschneevorhersage gab MeteoSchweiz für den Alpennordhang am Freitag, 20. Dezember, Schneewarnungen der Stufen 2 und 3 aus, gültig von Sonntag, 22. Dezember 0 Uhr bis Dienstag, 24. Dezember 12 Uhr.

Schneewarnungen, ausgegeben am Freitag 20. Dezember, gültig für Sonntag, 22. Dezember 0 Uhr bis Dienstag, 24. Dezember 12 Uhr.
Schneewarnungen, ausgegeben am Freitag 20. Dezember, gültig für Sonntag, 22. Dezember 0 Uhr bis Dienstag, 24. Dezember 12 Uhr. (Quelle: MeteoSchweiz)

Gewarnt wurde vor 10 bis 40 cm Neuschnee in den Alpentälern unterhalb von 800 Metern (Sonntagabend bis Dienstagmittag), 40 bis 80 cm Neuschnee oberhalb von 800 Metern und 80 bis 120 cm oberhalb von rund 1500 Metern am Alpennordhang sowie in Teilen der Alpen.

Vergleich der Modellvorhersagen vom Freitag, 20. Dezember zur tatsächlich gefallenen Niederschlagsmenge innert 72 Stunden von Sonntag bis und mit Dienstag. Oben die Vorhersage vom Globalmodell IFS-HRES, in der Mitte die gemessene Niederschlagsmenge gemäss CombiPrecip (Radardaten mit Stationsdaten korrigiert) und unten die Vorhersage vom Lokalmodell ICON-CH2-EPS CTRL. IFS gab insgesamt eine überschätzte, aber dennoch recht gute Prognose ab, während ICON-CH2 die Niederschlagsmengen am Alpennordhang in der Fläche deutlicher überschätzte, dafür im Mittelland leicht unterschätzte.
Vergleich der Modellvorhersagen vom Freitag, 20. Dezember zur tatsächlich gefallenen Niederschlagsmenge innert 72 Stunden von Sonntag bis und mit Dienstag. Oben die Vorhersage vom Globalmodell IFS-HRES, in der Mitte die gemessene Niederschlagsmenge gemäss CombiPrecip (Radardaten mit Stationsdaten korrigiert) und unten die Vorhersage vom Lokalmodell ICON-CH2-EPS CTRL. IFS gab insgesamt eine überschätzte, aber dennoch recht gute Prognose ab, während ICON-CH2 die Niederschlagsmengen am Alpennordhang in der Fläche deutlicher überschätzte, dafür im Mittelland leicht unterschätzte. (Quelle: MeteoSchweiz)

Nicht so wie vor gut einem Jahr, als vor Weihnachten ebenfalls grosse Neuschneesummen in höheren Lagen erwartet wurden, aber nicht zustande kamen, behielten die Modellvorhersagen (und Meteorolog:innen 😉) diesmal im Grossen und Ganzen recht. Die erwarteten Neuschneemengen kamen zustande, auch wenn mancherorts etwas mehr (in Teilen des Mittellandes) und mancherorts etwas weniger (beispielsweise im Prättigau/Rätikon) als vorhergesagt fiel. Grob können die Neuschneesummen über drei Tage folgendermassen zusammengefasst werden:

  • im Mittelland und in erhöhten Lagen der Nordwestschweiz 3 bis 15 cm, lokal um 20 cm (gefallen am Montag, 23. Dezember)
  • auf den Jurahöhen 30 bis 50 cm
  • in einigen Tallagen der Alpen (Zentralwallis, Surselva) 10 bis 40 cm, lokal bis 60 cm
  • oberhalb von 1000 Metern: 40 bis 80 cm, lokal um 100 cm (Glarner Alpen, Oberwallis)
  • oberhalb von 1500 Metern: im Nordtessin sowie in Mittelbünden 40 bis 70 cm, sonst 60 bis 110 cm
  • oberhalb von 2000 Metern: 110 bis 160 cm, lokal 170 bis 190 cm (vor allem Teile der Berner und Walliser Alpen
Neuschneesummen über drei Tage bis Mittwochmorgen, 24. Dezember.
Neuschneesummen über drei Tage bis Mittwochmorgen, 24. Dezember. (Quelle: SLF)

Der Neuschnee - vor allem in den Bergen - kam vermutlich für viele zum richtigen Zeitpunkt, direkt vor den Festtagen. Zudem waren die Schneehöhen vor diesem Ereignis in vielen Alpenregionen unterdurchschnittlich. Nun sind sie in vielen Alpenregionen überdurchschnittlich.

Relative Schneehöhe im Vergleich zur üblichen Schneehöhe, die am 24. Dezember normalerweise anzutreffen ist. Am Alpennordhang und im Wallis liegt zurzeit überdurchschnittlich, südlich des Alpenhauptkamms unterdurchschnittlich viel Schnee in den Bergen.
Relative Schneehöhe im Vergleich zur üblichen Schneehöhe, die am 24. Dezember normalerweise anzutreffen ist. Am Alpennordhang und im Wallis liegt zurzeit überdurchschnittlich, südlich des Alpenhauptkamms unterdurchschnittlich viel Schnee in den Bergen. (Quelle: SLF)

Vielen Dank für Ihre Treue! ❄⭐🎄🎅🎁

Die MeteoSchweiz Flugwetter- und Prognosezentrale Zürich-Flughafen wünscht Ihnen fröhliche und erholsame Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Wir bedanken uns herzlich bei Ihnen für Ihre Treue und freuen uns, Sie auch im kommenden Jahr mit möglichst präzisen Wettervorhersagen versorgen zu dürfen! ❄⭐🎄🎅🎁