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Der milde April brachte regional extreme Niederschläge
MeteoSchweiz-Blog | 29. April 2025

Im schweizweiten Mittel wurde der sechstwärmste, in den Bergen lokal der dritt- bis fünftwärmste April seit Messbeginn verzeichnet. Im ersten Monatsdrittel gab es überall durchwegs sonnige Verhältnisse. Um die Monatsmitte fielen im Wallis extreme Niederschläge mit grossen Neuschneesummen.

Rosarote Krokusse auf einer trockenen Alpwiese vor leicht verschneiten Bergen
Wunderbarer Bergfrühling im Wallis oberhalb Eischoll am 7. April 2025. (Bild: Daniel Gerstgrasser)
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Das landesweite Mittel der Apriltemperatur beträgt aktuell 6,7 °C (Stand: 29.04.2025). Damit liegt der April momentan 2,0 °C über der Norm 1991–2020 und auf Rang 6 in der Liste der mildesten Aprilmonate seit Messbeginn 1864.

In Berglagen der Zentral- und Ostschweiz war es lokal mit 2 bis 3 °C über der Norm der dritt- bis fünftwärmste April seit Messbeginn 1864.

Der April ist im heutigen Klima in der Schweiz durchschnittlich 2,8 °C wärmer als während der vorindustriellen Referenzperiode 1871–1900 (roter Klimatrend in Abbildung 1).

Zeitreihe der Schweizer Monatsmitteltemperatur für April
Abb. 1: Die Apriltemperatur in der Schweiz seit Messbeginn 1864. Sie liegt aktuell bei 6,7 °C. Das liegt 2,0 °C über der Norm 1991–2020 (grüne unterbrochene Linie). Die rote Linie zeigt den Klimatrend. Die roten unterbrochenen Linien zeigen die Unschärfe des Klimatrends. Stand 29.04.2025. (MeteoSchweiz)

Anhaltend sonnig

Ab Monatsbeginn bis zum 11. April lag die Schweiz unter Hochdruckeinfluss. In allen Landesteilen gab es viel Sonnenschein. Die Sonnenscheindauer erreichte in dieser Periode verbreitet 90 bis knapp 100 % der maximal möglichen Sonnenscheindauer. Die Alpensüdseite, die Walliser Südtäler und das Gotthardgebiet meldeten vom 1. bis am 11. April meist 80 bis 90 % der maximal möglichen Sonnenscheindauer.

Die Temperatur stieg während dieser Periode auf der Alpennordseite verbreitet auf maximal 20 bis 22 °C. Auf der Alpensüdseite gab es Höchstwerte von 25 bis knapp 26 °C.

Bisenrekorde

Auf den 1. April verlagerte sich ein umfangreiches Hochdruckgebiet von der Nordsee nach Südskandinavien und verstärkte sich gleichzeitig. Das löste auf der Alpennordseite eine starke Bisenströmung aus. Im Flachland erreichte die Bise Windspitzen von 60 bis 80 km/h, in exponierten Lagen bis 90 km/h.

Am Messstandort Basel-Binningen wurde mit einem Böenmaximum von 80 km/h der stärkste Bisensturm seit Beginn der automatischen Messungen im Jahr 1981 aufgezeichnet. Auf Rang 2 liegt die Bisen-Böenspitze von 76 km/h aus dem Jahr 2001. Möhlin registrierte mit 84 km/h einen deutlichen Bisenrekord. Das bisherige Maximum aus dem Jahr 2004 lag bei 73 km/h. Am Messstandort Möhlin sind automatische Messungen seit 1993 verfügbar.

Zeitreihe des jährlichen Bisenmaximums von Januar bis April und Oktober bis Dezember in Möhlin
Abb. 2: Jährliches Bisenmaximum in den Monaten Januar bis April und Oktober bis Dezember am Messstandort Möhlin. Analysiert wurden Tage mit einem Tagesmittel der Windrichtung von 10 bis 100 Grad. (MeteoSchweiz)

Der etwas erhöht im Jura liegende Messstandort Rünenberg meldete am 1. April eine Bisen-Böenspitze von 90 km/h. Auf Rang 2 liegt hier die Bisen-Böenspitze von 86 km/h aus dem Jahr 2001. Automatische Messungen liegen in Rünenberg seit 1983 vor.

Informationen zu massiven historischen Bisenstürmen sind im MeteoSchweiz-Bericht vom 2. April 2025 zu finden.

Starkniederschläge und Starkschneefälle

Die anhaltenden Hochdruckverhältnisse im ersten Monatsdrittel wurde ab dem 13. April von einer fünftägigen Tiefdruckperiode abgelöst. Sie brachte mit einer kräftigen Südostströmung vom 16. auf den 17. April Starkniederschläge auf der Alpensüdseite, im Wallis und im Berner Oberland. Im Wallis fielen diese auch als Neuschnee bis in tiefe Lagen.

Im westlichen Tessin- und im Simplongebiet erreichten die höchsten gemessenen 1-Tages Niederschlagssummen 140 bis knapp 170 mm. Im zentralen Wallis lagen die höchsten gemessenen Werte zwischen 130 und 160 mm. Im Berner Oberland gab es an einzelnen Messstandorten 100 bis knapp über 120 mm.

Schweizer Karte der Eintages-Summen des Niederschlags vom 16. auf den 17. April 2025.
Abb. 3: 1-Tages-Niederschlagssummen. vom 16. auf den 17. April 2025, Morgenmessung bis Morgenmessung. (MeteoSchweiz)

Ein seltenes Ereignis

An zehn Messstandorten im Wallis und an drei Messstandorten im Berner Oberland wurden die höchsten 1-Tagessummen seit Messbeginn registriert. Darunter fallen auch die Messstandorte Leukerbad (119 mm), Kandersteg (124 mm) und Lauterbrunnen (105 mm) mit über 120-jährigen Messreihen. An fünf Messstandorten im Wallis sowie in Kandersteg im Berner Oberland ist ein solches 1-Tages Niederschlagsereignis seltener als alle 100 Jahre zu erwarten. An mehreren weiteren Messstandorten war es ein Ereignis, das nur alle 50 bis 100 Jahre zu erwarten ist.

Kräftige Neuschneefälle

Während der Starkniederschlags-Episode brachte eine Kaltfront aus Westen eine Abkühlung. Zudem setzte im Rhonetal und zum Teil auch im Berner Oberland Niederschlagsabkühlung ein. Dies zum Zeitpunkt, als die Niederschläge in der Nacht vom 16. auf den 17. April das Intensitäts-Maximum erreichten.

Bei Niederschlagsabkühlung wird der Umgebung beim Schmelzen der Schneeflocken Wärme entzogen. Dadurch kühlt sich die Luftmasse ab und die Schneefallgrenze sinkt. Sie ist vor allem in den Tälern ausgeprägt. In einem grossen Teil des Rhonetals oder auch im Berner Oberland bildete sich deshalb bis am Morgen des 17. April eine Schneedecke mit teilweise bemerkenswerter Mächtigkeit auch in tiefen Lagen: Sion meldete 9 cm, Siders 25 cm und Visp 30 cm. In höheren Lagen erreichten die Neuschneehöhen 60 bis 100 cm. Die kräftigen Schneefälle führten im Wallis regional zu gesperrten Strassen und Bahnlinien sowie zu längeren Stromunterbrüchen.

Aprilrekorde beim Neuschnee

Lokal gab es neue Aprilrekorde bei den 1-Tages Neuschneesummen. In Montana fielen 58 cm. Der bisherige Aprilrekord aus dem Jahr 1962 erreichte 50 cm. In Adelboden wurden vom 16. auf den 17. April 52 cm Neuschnee verzeichnet. Der bisherige Aprilrekord von 1976 lag bei 50 cm. Die Schneemessreihe von Montana ist ab 1931, jene von Adelboden ab 1966 verfügbar.

Verlauf der Schneehöhe in Montana im aktuellen Winter im Vergleich zum Winter 1961/1962 und zum Mittel der Jahre 1991-2020.
Abb. 4: Verlauf der Schneehöhe im aktuellen Winter 2024/25 in Montana im Vergleich zum Winter 1961/62 und zum Mittel der Jahre 1991−2020. Die Zeitpunkte der beiden höchsten 1-Tages April-Neuschneefälle (2025: 58 cm; 1962: 50 cm) sind mit Datum angegeben. (MeteoSchweiz)

Ein Bericht zu den Starkniederschlägen und Starkschneefällen wurde am 17. April 2025 publiziert.

Grosse Niederschlagsunterschiede

Der April brachte in weiten Gebieten der Schweiz unterdurchschnittliche Niederschlagssummen. In der Ostschweiz blieben die Monatssummen vielerorts unter 50 % und lokal auch unter 30 % der Norm 1991−2020.

In den von den Starkniederschlägen um die Monatsmitte betroffenen Gebieten gab es hingegen weit überdurchschnittliche Monatssummen. Ein grösseres Gebiet im Kanton Wallis erhielt 200 % der Norm 1991−2020 oder mehr. Am Messstandort Visp fielen mit 168 mm 419 % der Norm. Damit verzeichnete Visp den zweitnassesten April seit Messbeginn 1959. In Ackersand war es mit 195 mm (494 % der Norm) der drittnasseste April und der sechstnasseste Monat überhaupt seit Messbeginn 1961.

Räumliche Verteilung der Niederschlagssummen im April 2025
Abb. 5: Räumliche Verteilung der Niederschlagssummen im April 2025, dargestellt in % der Norm 1991−2020. Stand 29.04.2025. (MeteoSchweiz)

In Berglagen der Ostschweiz lokal extrem wenig Schnee

Die seit Februar in weiten Gebieten der Schweiz anhaltende Niederschlagsarmut führten in der Ostschweiz in Berglagen lokal zu extrem geringen Schneehöhen. Auf dem Weissfluhjoch in 2691 m Höhe erreichte die durchschnittliche Schneehöhe im April den rekordtiefen Wert von 120 cm (Stand 29.4.2025). Der bisher tiefste Aprildurchschnitt von 136 cm stammt aus dem Jahr 1972. Dann folgten die Aprilmonate 1976, 2007 und 2011 mit durchschnittlichen Schneehöhen von knapp über 140 cm. Die Schneemessungen auf dem Weissfluhjoch reichen bis 1959 zurück (Daten: MeteoSchweiz, SLF Davos). Einen Bericht zum schneearmen Winter 2024/25 hat MeteoSchweiz am 24. April 2025 publiziert.

Blüte und Blattentfaltung ein bis zwei Wochen früher als im Mittel

Die ersten Beobachtungen zur Blüte von Löwenzahn, Wiesenschaumkraut und Kirschbäumen wurden in den letzten Märztagen gemacht. Ab Anfang April entwickelte sich die Frühlingsvegetation mit dem sehr sonnigen Wetter schnell. Löwenzahn und Wiesenschaum blühten mit einem Vorsprung von 12 bis 13 Tagen auf das langjährige Mittel von 1991−2020.  Unterhalb von 600 m blühten die Kirschbäume im Mittel am 5. April, die Birnbäume am 10. April und die Apfelbäume am 14. April, mit einem Vorsprung von 8 bis 11 Tagen auf das Mittel. Bis Ende April konnten die blühenden Wiesenblumen und die Kirsch- und Birnbäume bis gegen 1000 m Höhe beobachtet werden.

Wiese mit Löwenzahn
Abb. 6: Am 6. April war der Löwenzahn in Diegten (BL) in Vollblüte und die wilden Kirschbäume blühten in den Wäldern. (Bild: Regula Gehrig)

Die Blattentfaltung startete ebenfalls in den letzten Märztagen mit Beobachtungen zur Hasel, Rosskastanie, Birke und Lärche. Die Linden wurden ab Anfang April grün und die Buchen ab ungefähr Mitte April. Bis gegen Ende April wurden auch die Wälder um rund 1000 m langsam grün, während grüne Lärchen sogar bis rund 1300 m beobachtet wurden. Die Blattentfaltung fand 6 bis 9 Tage vor dem mittleren Termin statt. Ab Mitte April wurde an den ersten Stationen auch der Nadelaustrieb der Fichte beobachtet.

Der Zeitplan der Frühlingsvegetation im April lässt sich gut mit verschiedenen Vorjahren mit einer sehr frühen Entwicklung vergleichen, die in den letzten 15 Jahren gehäuft beobachtet wurde. Im Vergleich zum extrem frühen Frühling vom letzten Jahr lag die diesjährige Entwicklung rund 2 bis 5 Tage zurück.

Der definitive Bericht zum April 2025 ist ab dem 12. Mai 2025 in der Rubrik Publikationen verfügbar.