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Bis und mit Mittwoch werden wiederholt schauerartige Niederschläge mit teils kräftigen Gewittern erwartet. Hier klären wir die Details zur Prognose.

Wetter
Bis und mit Mittwoch werden wiederholt schauerartige Niederschläge mit teils kräftigen Gewittern erwartet. Hier klären wir die Details zur Prognose.
Bereits der gestrige Tag sorgte für einiges an Gewitteraktivität. Insbesondere in der Nordwestschweiz kam es verbreitet zu Hagelschlag und lokal über 20 mm an Niederschlag innert weniger Stunden. Auch heute, am Dienstag und am Mittwoch ist mit konvektiven Niederschlägen zu rechnen. Dabei ändert sich an der Grosswetterlage nur wenig, jedoch gibt es Unterschiede in den «Gewitterzutaten» von Tag zu Tag, welche wir im Folgenden beleuchten.
Die Schweiz befindet sich seit ein paar Tagen in einer Südwestlage am Südrand einer Luftmassengrenze, die sich von den Pyrenäen bis ins Baltikum erststreckt. Dabei wird fortlaufend feuchte und instabil geschichtete Luft zu uns transportiert.
Der heutige Tag war geprägt von Schauern in der ersten Tageshälfte gepaart mit trockenen Abschnitten. Am Nachmittag verstärkten sich dann die konvektiven Niederschläge mit ersten Gewittern. Am meisten Niederschlag fiel im westlichen Mittelland sowie im Jura (10-20 mm, lokal bis 30 mm) und auf der Alpensüdseite (15-25, lokal bis 45 mm). In letzterer Region waren auch einige kräftige Gewitter dabei.
Bei einer Gewittervorhersage stellen wir MeteorologInnen immer die Frage, in welchem konvektiven Modus die Gewitter auftreten (z.B. Einzelzelle, Multizelle, Gewitterlinie, Superzelle). Dabei stützen wir uns meistens auf die «Gewitterzutaten» CAPE (convective available potential energy) und die Windscherung zwischen der Oberfläche und in sechs Kilometer Höhe. Anhand dieser beiden Zutaten lassen sich Tendenzen für verschiedene Konvektionsregime ableiten (siehe Abbildung 3). Für den heutigen Tag zeigten die Modelle CAPE-Werte von 500 bis 1000 J/kg und Windscherungswerte im Flachland von 15-30 kt. Am wahrscheinlichsten schliesst dies auf Multizellen mit einem erhöhten Risiko einer sich formenden Gewitterlinie.
Bis morgen früh ist durch die Schauer- und Gewitteraktivität auf der Alpennordseite mit 20-40 mm an Niederschlag innerhalb von 24 Stunden zu rechnen. Dementsprechend läuft aktuell noch eine flächige Regenwarnung der Stufe 2 bis morgen um 6 Uhr. Im Median sowie im Kontrolllauf des ICON-CH1-EPS Modells lässt sich ein Schwerpunkt am Alpennordhang ausmachen (Abbildung 4 und 5), während das europäische IFS-Modell noch mehr Niederschläge in Juranähe modelliert (Abbildung 6). Schlussendlich werden sich die höchsten Niederschlagsmengen auf der Alpennordseite in Zusammenhang mit den Gewittern heute Nachmittag und Abend ergeben, dies ist auch im Flachland möglich.
Hervorzuheben ist noch die Alpensüdseite, hier war die Konvektion heute noch stärker ausgeprägt als nördlich der Alpen.
Am morgigen Vormittag gibt es zumindest im Flachland voraussichtlich eine Pause der Schaueraktivität, es zeigt sich hier und da sogar die Sonne. Von unseren Grundzutaten für die Gewitter ändern sich für das Flachland zwei wesentliche Aspekte. Zum einen nimmt die Instabilität zu, zum anderen etabliert sich in den Modellen eine etwas trockenere und stabiler geschichtete Luft zwischen 1000 und 2500 Metern, was dem Auslösen von kräftigen Gewittern eher entgegenwirkt. Dennoch: Auch morgen wird es kräftige Gewitterzellen geben, diese werden sich allerdings voraussichtlich etwas stärker an das Relief halten. Lokal ist auch mit Hagel und auffrischenden Windböen zu rechnen.
Zum Mittwoch hin verändert sich die Strömung in der Höhe nochmals. Durch ein kleines Höhentief über Südfrankreich stellt die Höhenströmung auf Südwest bis Süd und löst in den Alpen eine föhnige Phase aus. Am Vormittag bleibt es noch trocken, bevor am Nachmittag und vor allem am Abend verbreitet Gewitter aufkommen. Die Instabilität und die Feuchtezufuhr bleibt ausserhalb der Föhnregionen hoch wie an den Tagen zuvor, aber die Windscherung nimmt noch einmal zu, hier erreichen wir 30-50 kt, sprich das Risiko für organisierte Gewitter nimmt deutlich zu (Gewitterlinie, eventuell sogar Superzelle möglich). Hinzu kommt, dass es am Rande der Föhnluft zu Konvergenzen kommen könnte, was ein Aufsteigen der Luft begünstigt und so die Gewitteraktivität verstärken kann. Es ist mit Hagel und Sturmböen zu rechnen. Wahrscheinlich ist auch, dass es im Osten des Landes aufgrund der trockenen Föhnluft kaum zu Gewittern kommt.
Nach dem Durchzug des kleinen Höhentiefs verbleibt die Schweiz zwar in einer südwestlichen Höhenströmung, allerdings nimmt die Instabilität der Luftmasse ab und das Schauerrisiko geht deutlich zurück.
Über die Gewitteraktivität halten wir sie mit etwaigen Vorwarnungen und/oder kurzfristigen Wetterwarnungen auf dem Laufenden.