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Erfolgreicher Start des neuen europäischen Wettersatelliten MTG-S1
MeteoSchweiz-Blog | 02. Juli 2025

Am 1. Juli 2025 wurde der Satellit Meteosat Third Generation – Sounder 1 (kurz: MTG-S1) erfolgreich ins All gebracht. Es handelt sich dabei um den zweiten Satelliten der neuen Generation europäischer geostationärer Wettersatelliten, der auf Meteosat-12 folgt. Dieser wurde im Dezember 2022 gestartet, ist seit Dezember 2024 operationell und liefert alle zehn Minuten aktualisierte Bilder der Erdatmosphäre.

Der Meteosat Third Generation Sounder (MTG-S) Satellit steht in einem Reinraum während der Integrations- oder Testphase. Er steht auf einer Transportplattform, umgeben von Sicherheitsabsperrungen und Informationsmaterial.
Meteosat Third Generation – Sounder 1. (Bild: EUMETSAT)
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Ein innovativer Satellit

Im Gegensatz zu Meteosat-12, einem sogenannten «Imager»-Satelliten, der multispektrale Bilder der Atmosphäre liefert (siehe unseren Blogbeitrag zu Meteosat-12), ist der neue MTG-S1 ein sogenannter «Sounder»-Satellit, der vertikale Scans der Atmosphäre durchführt. Er ist mit einem innovativen Instrument namens Infrared Sounder (IRS) ausgestattet, welches Temperatur- und Feuchtigkeitsverläufe innerhalb der Troposphäre messen kann – dem aktiven Teil der Atmosphäre, der sich von der Erdoberfläche bis in etwa 15 km Höhe erstreckt. MTG-S1 wurde entwickelt, um alle 30 Minuten Temperatur- und Feuchtigkeitsprofile mit einer horizontalen Auflösung von 4 km unterhalb des Satellitenzenits bereitzustellen. Diese Messungen sind besonders nützlich, um die Bildung von Gewittern frühzeitig zu erkennen – noch bevor sich die ersten Gewitterwolken bilden – um die Qualität numerischer Wettervorhersagemodelle zu verbessern.

Zusätzlich trägt MTG-S1 ein Instrument des europäischen Copernicus-Programms: den Sentinel-4, der im ultravioletten, sichtbaren und nahinfraroten Bereich (UVN) arbeitet. Dieses Instrument wird wertvolle Daten über die atmosphärische Zusammensetzung liefern und so die Überwachung der Luftqualität und der Konzentrationen von Treibhausgasen ermöglichen – ein wichtiger Beitrag zur Bekämpfung von Umweltverschmutzung und Klimawandel

Die Phasen vor dem operationellen Einsatz

In den kommenden Monaten wird MTG-S1 eine Test- und Kalibrierungsphase durchlaufen. Diese wird von Fachpersonal von EUMETSAT in Zusammenarbeit mit den industriellen Partnern, die für den Bau des Satelliten verantwortlich sind, durchgeführt. Erst nach Abschluss dieser Phase werden die Daten verbreitet und für den operationellen Einsatz durch Wetterdienste und andere Endnutzer verfügbar gemacht. Zumindest in der Anfangsphase werden die Daten von MTG-S1 nicht direkt von MeteoSchweiz verarbeitet, sondern in die numerischen Modelle des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW/ECMWF) integriert. Man erwartet, dass dadurch die Vorhersagequalität noch weiter verbessert wird, wovon alle europäischen Wetterdienste – und somit auch die Schweiz – indirekt profitieren werden.

In Zukunft ist es jedoch wahrscheinlich, dass die von MTG-S1 gelieferten Daten auch in Kurzfrist-Vorhersagesysteme (Nowcasting) von MeteoSchweiz einfliessen werden – einige davon basieren bereits auf künstlicher Intelligenz.

EUMETSAT und die Rolle der Schweiz

Das Programm Meteosat Third Generation (MTG), das von EUMETSAT – der europäischen Organisation zur Nutzung meteorologischer Satelliten, zu deren Gründungsmitgliedern auch die Schweiz zählt – verwaltet wird, stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Wetterbeobachtung aus dem All dar.

Nach Meteosat-12 und MTG-S1 ist im Jahr 2026 der Start eines zweiten «Imager»-Satelliten geplant, der extrem hochfrequente Beobachtungen im Zwei-Minuten-Takt liefern wird. Diese Beobachtungen werden den nördlichen Teil der von geostationären Satelliten sichtbaren Erdscheibe abdecken. Wie alle europäischen geostationären Wettersatelliten wird dieser in einer Höhe von 36.000 km über dem Golf von Guinea positioniert sein und sich synchron zur Erdrotation bewegen.

Ist die Konstellation vollständig, wird das MTG-System aus drei geostationären Satelliten bestehen: zwei «Imagern» und einem «Sounder». Diese werden im Laufe der Jahre ersetzt, um die Kontinuität der Wettermessungen bis in die 2040er Jahre sicherzustellen.

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