Der Niederschlagsverlauf über alle Zeitintervalle hinweg zeigt ein deutliches Signal. Das Ereignis war durch einen allgemeinen Anstieg der Niederschlagssummen während des 6-Stunden-Zeitraums gekennzeichnet. Die Zunahme der Niederschläge verlief in Phase 1 (während des Durchzugs mehrerer heftiger Gewitterzellen mit kurzen Pausen) eher linear und verstärkte sich deutlich in Phase 2 mit der fast stationären Gewitterfront. Dies ist ein typisches Muster für Ereignisse mit intensiven Niederschlägen südlich der Alpen im Sommerhalbjahr – entweder bei kurzer Dauer (3-12 Stunden, typisch für hochsommerliche Situationen, mit hoher atmosphärischer Instabilität) oder bei längerer Dauer (>12 Stunden, typisch vor allem für Frühling und Herbst, mit einer etwas weniger instabilen Luftmasse).
In den Fällen mit kürzer andauernden Niederschlägen folgt auf eine Phase mit zeitweiligen Gewittern (präfrontal) in der Regel eine kontinuierlichere und intensivere Gewitterphase (Durchzug der Kaltfront). In Fällen mit länger andauernden Niederschlägen folgt auf die orografisch-konvektive Niederschlagsphase (Warmsektor) eine abschliessende Gewitterphase (Kaltfrontdurchgang).
Diese Intensivierung am Ende, die typischerweise bei bereits gesättigten Böden eintrifft, führt zu verstärktem Abfluss und war oft die Ursache für die schwersten Hochwasserschäden. Auch beim Maggiatal-Ereignis wurden die umfangreichsten und schwersten Schäden am Ende, d.h. zwischen 01:00 und 02:00 Uhr (Ortszeit) am 30.06.2024, verzeichnet.
Im dritten und letzten Teil dieser Blogserie über die Überschwemmungen im oberen Maggiatal werden wir die klimatologische Einordnung des Niederschlagsereignisses vornehmen und die in dem Gebiet verzeichneten Schäden betrachten.