Bei der Analyse der Wiederkehrperioden ist zu beachten, dass in der Nähe des Niederschlagsmaximums nur sehr wenige Regenmesser mit einer langen Messreihe zur Verfügung stehen, die die Berechnung der Wiederkehrperioden für verschiedene Zeitintervalle ermöglichen. Nur die Regenmesser von Cevio und Robiéi verfügen über solche Reihen. Im Gegensatz dazu befindet sich in der Oberen Leventina der Regenmesser von Piotta, der über eine lange Reihe homogener Messungen verfügt, sehr nahe an einem Gebiet, das ebenfalls von Überschwemmungen betroffen war, nämlich der Region Airolo.
Hervorzuheben sind sicherlich die Wiederkehrperioden, die mit den vom Regenmesser in Piotta gemessenen Niederschlagsmengen korrelieren, der sich außerhalb des Epizentrums der Niederschläge befindet. Diese variieren zwischen 30 und 50 Jahren für die Niederschlagsmengen innerhalb von 2 Stunden bis zu maximal über 100 Jahren für die Niederschlagsmengen innerhalb von 6 Stunden (94,2 mm).
Vergleicht man den vom CombiPrecip-Algorithmus registrierten Höchstwert pro Stunde (ca. 80 mm im unteren Bavona-Tal und im unteren Lavizzara-Tal zwischen 20:10 und 21:10 UTC und dann erneut zwischen 22:40 und 23:40 UTC), ergibt sich eine Wiederkehrperiode zwischen 100 und 300 Jahren. Dieser Vergleich ist jedoch mit einer hohen statistischen Unsicherheit behaftet, da es sich um einen vom CombiPrecip-Algorithmus ermittelten Wert (kombinierte Messung aus Radarmessungen und Niederschlagsmesswerten) handelt. Um das Ereignis in seiner Gesamtheit einzuordnen, muss die aus den Niederschlagsmessungen ermittelte Wiederkehrperiode mit der aus den hydrologischen und geologischen Analysen ermittelten verglichen werden.
Unter Berücksichtigung der Wiederkehrperioden, Niederschlagsummen und Zeitintervallen, lassen sich folgende Aussagen über das Ereignis machen:
Zunahme der Wiederkehrperioden mit zunehmendem Zeitintervall, bis zu einem Maximum von etwa sechs Stunden: Dieser Trend zeigt, dass die starken Niederschlagsmengen eher auf wiederholte Durchzüge von Gewitterzellen oder auf stationäre und/oder sich regenerierende Gewitter zurückzuführen sind als auf den Durchzug einzelner Gewitterzellen mit extremen Niederschlägen. Dieser Aspekt weist Ähnlichkeiten mit den Ereignissen im Misox am 21. Juni 2024 (wenn auch in einem kürzeren Zeitintervall) und mit vielen anderen Hochwasserereignissen auf, die während des Sommers die Alpensüdseite heimgesucht haben.
Die Verteilung der extremen Niederschläge und ein deutlicher Unterschied der Wiederkehrperioden, an den verschiedenen Stationen: Dieser Aspekt bestätigt die starke Regionalität des Ereignisses, ein Merkmal für stationäre Gewitterfronten mit regenerierenden Zellen. Bei starken Niederschlägen mit einer anhaltenden Konvergenzlinie, die sich jedoch typischerweise allmählich nach Osten verlagert, ist der Unterschied in den Wiederkehrperioden an den verschiedenen Stationen weniger ausgeprägt und homogener, ausserdem weisen mehr Stationen signifikante Werte auf.
Auswirkungen auf das Gebiet
Die hydrogeologischen Folgen waren sehr schwerwiegend. Der Fluss Maggia und der Fluss Bavona traten an mehreren Stellen über die Ufer. Praktisch alle Nebenflüsse in dem von den starken Niederschlägen betroffenen Gebiet waren von Geröllmassen betroffen, die teilweise sehr groß waren. Es gab 8 Todesopfer und umfangreiche Schäden in Höhe von mehreren zehn Millionen Franken. Das Ereignis wurde von den Medien ausführlich dokumentiert, und es gibt reichlich Bildmaterial dazu. Im Folgenden zeigen wir einige Karten und Kennzahlen, die die Schwere des Ereignisses verdeutlichen.