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Tadschikistan ist eines der ärmsten Länder in Zentralasien und leidet stark unter den Einflüssen von Wetter und Klima, deren Auswirkungen die Landwirtschaft und Sicherheit der Bevölkerung gefährden.

Mit dem Klimawandel nehmen die Risiken durch diese Auswirkungen wesentlich zu, etwa in Form von häufigeren Hitzewellen oder Wasserknappheit im Sommer.

Die komplexe Topografie stellt eine besondere Herausforderung für den öffentlichen Wetterdienst Tajik Hydromet dar. Um die kleinräumigen und durch Gebirge komplexen Facetten von Wetter und Klima zu erfassen, sind viele Wetterstationen an unterschiedlichen Standorten nötig. Gleichzeitig sind die finanziellen und personellen Ressourcen sehr knapp.

Caritas Schweiz und die DEZA haben angesichts dieser Herausforderungen ein gemeinsam finanziertes Projekt lanciert, welches unter anderem eine Partnerschaft zwischen dem tadschikischen Wetterdienst und MeteoSchweiz unterstützt. Zudem wurde MeteoSchweiz als Umsetzungspartner und Berater ins Projekt eingebunden.

Kostengünstige Technologien als innovative Lösung

Zwei Männer montieren ein Wettermessgerät im Freien.
Lokales Personal von Caritas Schweiz installiert eine kostengünstige Wetterstation. (Caritas Schweiz)

Als Beitrag zur Lösung des Problems wurde ein innovativer Ansatz vorgeschlagen: Tadschikistan soll ein eigenes Messnetz mit kostengünstigen Wetterstationen aufbauen und durch lokale Behörden betreiben. Während für gewisse Einsatzbereiche (z. B. die langfristige Klimabeobachtung) sehr genaue, aber auch entsprechend teurere Messungen notwendig sind, konnten die Anschaffungs- und Betriebskosten bei den in Rahmen dieses Projekts installierten Stationen aus verschiedenen Gründen tief gehalten werden: Neben günstigeren Sensoren mit tieferer Messgenauigkeit wird bei diesen Stationen auf eine Beheizung und eine Belüftung der Gehäuse verzichtet. Ausserdem reduziert die einfachere Installation mit lokalen Produkten die Transport- und Montagekosten.

Tajik Hydromet war vorerst skeptisch. Können solche kostengünstigen Wetterstationen tatsächlich verlässliche Daten liefern und Prognosen verbessern? Können sie das extreme Klima in Tadschikistan überstehen? Und können die Stationen nachhaltig betrieben werden?

In einer Partnerschaft auf Augenhöhe wurden diese Fragen untersucht. MeteoSchweiz und Tajik Hydromet haben verschiedene fachliche Diskussionen und Untersuchungen vor Ort und in der Schweiz durchgeführt. Eine Delegation von Tajik Hydromet hat MeteoSchweiz in Zürich, Payerne und Genf besucht.

Gruppe folgt gespannt einer Erklärung im Kontrollraum.
Besuch von Tajik Hydromet in der Wetterzentrale von MeteoSchweiz am Flughafen Zürich am 10 Juli 2023. (Caritas Schweiz)

Eine neue Ära für Wetter- und Klimadienstleistungen

Die Resultate überzeugten: Die Ergebnisse der Messstationen konnten mit denjenigen der bestehenden Stationen an den jeweiligen Standorten mithalten. Dank Methoden zur Prognoseentwicklung konnten zudem kalibrierte Wetterprognosen mit hoher Präzision operationell erstellt werden.

In Tadschikistan messen mittlerweile über 300 Stationen in allen Landesteilen das Wetter und liefern die Informationen an den Wetterdienst. Dieses System ist inzwischen die zentrale Informationsquelle für Tajik Hydromet.

Auch die Landwirtschaft profitiert davon: Die Nutzung von zuverlässigen Wetterinformationen ermöglicht zum Beispiel eine gezielte Bewässerung der Kartoffelfelder im Sommer. Damit konnte im Projekt der Ertrag um 20-40 % gesteigert und der Wasserverbrauch um 20-40 % gesenkt werden.

Um sich kontinuierlich zu verbessern und Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer aufzunehmen, hat Tajik Hydromet kürzlich sein erstes nationales Klimaforum unter Beteiligung vieler Interessensgruppen organisiert. Dieses Forum ermöglicht eine gemeinsame Entwicklung künftiger Wetter- und Klimadienstleistungen.

Diskussion im Stuhlkreis mit Gemeindevertretern.
Eine Arbeitsgruppe während des ersten nationalen Klimaforums in Duschanbe, Tadschikistan, mit über 100 Teilnehmenden von Behörden und unterschiedlichen Interessensgruppen. (MeteoSchweiz)

Nutzen über die Landesgrenzen hinaus

MeteoSchweiz hat mit Tajik Hydromet während der Projektzeit von 2022–2024 zusammengearbeitet. Alle Entwicklungen wurden in einem Open-Source-Ansatz entwickelt und können von anderen Nutzerinnen und Nutzern verwendet werden. Beispielsweise kam dieser Ansatz im Jahr 2025 im Nachbarland Usbekistan für bessere Bewässerungsdienste zum Einsatz.

Die installierten Wetterstationen übermitteln zudem inzwischen alle 10 Minuten ihre Daten an das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF). Damit nützt die Installation neuer Wetterstationen nicht nur Tadschikistan, sondern verbessert die Prognosen auch auf internationaler/globaler Ebene.

Capacity Development

Diese positiven Effekte über die Landesgrenzen hinaus sind einer der Gründe, weshalb sich MeteoSchweiz in solchen internationalen Zusammenarbeitsprojekten und Beratungsmandaten engagiert. Aktuell ist MeteoSchweiz noch in drei weiteren Vorhaben im Bereich Capacity Development aktiv und leistet damit einen Beitrag zur Umsetzung der WMO-Strategie, welche eine Stärkung der nationalen Wetterdienste anstrebt.