Über dem Atlantik hat sich eine markante Luftmassengrenze (=Polarfront) gebildet, welche warme und feuchte, subtropische Luft (in der Abbildung rot/orange) von kalter Polarluft (blau) trennt. Zwischen einer umfangreichen Tiefdruckzone mit Kern über den Britischen Inseln und einem kräftigen Hoch nördlich der Kanaren nimmt in den kommenden Stunden sowohl der Temperatur- als auch der Druckgradient im Bereich der Luftmassengrenze weiter zu.
Wie die Abbildung zeigt, verläuft die Luftmassengrenze aktuell noch in einer fast geraden Linie von West nach Ost. Auf Morgen Mittwoch beginnt diese aufgrund der Höhenwinde zu «verwellen» (siehe nächste Abbildung). Dabei gleitet feuchtwarme und entsprechend leichtere Subtropenluft auf die polare Kaltluft auf und es entsteht im Bereich des «Wellenberges» ein Randtief.
Sowohl für die Bildung (Zyklogenese) als auch für die weitere Intensivierung dieses Randtiefs sind die Strömungsverhältnisse in den höheren Luftschichten, im Bereich des Jetstream, entscheidend. Dieser sorgt dafür, dass in gewissen Gebieten Luftmassen auseinanderströmen (=Divergenz). Dies führt zu einem Massenverlust, welcher durch nachströmende Luft von unten kompensiert wird. Diese Hebung bewirkt wiederum ein Druckfall am Boden und sorgt damit zur Bildung bzw. Verstärkung des Bodentiefs.
Ein «+» in der Abbildung markiert Zonen, in denen sich das Tief aufgrund der divergenten Höhenströmung verstärkt. Dabei sprich man jeweils vom «left-exit» und «right-entrance»-Bereich, welche im Bereich der stärksten Abschnitte des Jetstream befinden (auch «Jetstreak» genannt).
In der folgenden Grafik ist neben der Windgeschwindigkeit auf 300 hPa auch der Luftdruck am Boden dargestellt. Das Randtief liegt am Mittwoch genau im «left-exit»-Bereich und erfährt damit maximale Unterstützung durch den Jetstream. Dies hat zur Folge, dass sich das Tief im Laufe des Nachmittags, kurz vor Mitteleuropa, rasch zu einem veritablen Sturmtief entwickelt.
Am Donnerstag verlagert sich das Tief vom Ärmelkanal weiter Richtung Nordsee. Dabei werden grosse Teile Mitteleuropas von dessen Starkwindfeld erfasst. Der folgende Loop zeigt die Entwicklung und Zugbahn des bisher noch nicht benamsten Sturmtiefs.
Am Donnerstagmorgen, im Vorfeld der dazugehörigen Kaltfront, zieht der Wind auch bei uns in der Schweiz an. Zunächst nur in Gipfellagen des Juras und der Voralpen. Spätestens mit dem Frontdurchgang wird es auch in den Niederungen der Alpennordseite stürmisch. Nach aktuellen Unterlagen sind im Flachland Böenspitzen zwischen 70 und 100 km/h zu erwarten. In Berglagen der Alpennordseite sind Windspitzen von bis zu 140 km/h möglich.
Neben Wind bringt das Tief auch kräftigen Regen und einen markanten Temperaturrückgang. Die Schneefallgrenze sinkt im Laufe des Donnerstags rasch von 2600 gegen 1600 Meter.
Unsicher ist noch, inwiefern die Alpentäler und die tiefsten Lagen der Alpennordseite von den Sturmböen betroffen sein werden. Dabei spielen die exakte Zugbahn des Tiefs sowie der tatsächliche Druckanstieg mit der Kaltfront eine entscheidende Rolle. Wir behalten die Lage im Auge und werden morgen Mittwoch basierend auf den neusten Beobachtungs- und Modelldaten gegen Mittag entsprechende Warnungen ausgeben.