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Die jährliche UNO-Klimakonferenz dient als Sitzung für die COP, die «Conference of the Parties», oder auf Deutsch «Vertragsstaatenkonferenz». Sie ist das oberste politische Gremium der Klimakonvention – das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC). Wichtige Ergebnisse dieser UNO-Klimakonferenzen, auch Weltklimagipfel, sind beispielsweise das Kyoto Protokoll oder das Übereinkommen von Paris. Letzteres hat die Schweiz im Jahr 2017 ratifiziert. Dieses Jahr treffen sich die Vertragsstaaten des Übereinkommens für die 30. COP (COP30) vom 10. bis 21. November 2025 in Belém, Brasilien. Nicole Glaus arbeitet bei MeteoSchweiz in der Abteilung «Internationale Zusammenarbeit» und ist Mitglied der diesjährigen Schweizer Delegation an der UNO-Klimakonferenz. Im Interview erklärt sie, was bei der COP wichtig ist und gibt Einblicke hinter die Kulissen der Konferenz.

Nicole Glaus, du bist für MeteoSchweiz an der COP30 in Belém. Was ist dort deine Aufgabe?

Zusammen mit weiteren Kolleginnen und Kollegen bin ich Teil der Schweizer Verhandlungsdelegation. Ich vertrete dort die Interessen der Schweiz. Das Mandat dazu kommt vom Bundesrat.

Innerhalb der Schweizer Delegation deckt MeteoSchweiz – im konkreten Fall ich – jeweils spezifisch das Thema «systematische Klimabeobachtung» ab. Denn bei MeteoSchweiz ist das Swiss GAW/GCOS Office angesiedelt, welches die Umsetzung zweier globaler Beobachtungsprogramme in der Schweiz koordiniert. GAW steht für das Programm «Global Atmosphere Watch» und GCOS für das Programm «Global Climate Observing System». Beide Programme spielen im Verhandlungsthema «systematische Klimabeobachtung» eine zentrale Rolle. Klimabeobachtungen wiederum liefern ein wichtiges Fundament für die internationale Klimapolitik.

GAW und GCOS kurz erklärt

Das «Global Atmosphere Watch» (GAW) Programm ist eine Partnerschaft von über 100 Ländern, um unter anderem die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre mit einem weltweiten Netzwerk von Messstationen zB für Treibhausgase, Aerosole und Strahlung zu überwachen. GCOS steht für «Global Climate Observing System» und ist ein internationales Programm mit der Vision, langfristige und qualitativ hochwertige Klimabeobachtungen aus der ganzen Welt allen interessierten Nutzenden zugänglich zu machen. Das Swiss GAW/GCOS Office bei MeteoSchweiz koordiniert die beiden nationalen Programme GAW-CH und GCOS-CH.

Was bedeutet systematische Klimabeobachtung?

Darunter kann man sich alle möglichen Variablen vorstellen, die weltweit gemessen werden, und die essenziell für die Charakterisierung des Erdklimas sind. Dazu gehören beispielsweise Luft- oder Wassertemperaturen, Gletschermassenänderung und so weiter. Klimabeobachtung allein aber, vor allem wenn sie lückenhaft ist, nützt nicht viel. Solche Messungen müssen systematisch stattfinden. Das heisst: Kriterien wie etwa Vollständigkeit, Nachvollziehbarkeit, Langfristigkeit und auch die Archivierung und der Zugang der Messdaten spielen eine essenzielle Rolle. Nur so können langjährige Entwicklungen beobachtet und analysiert werden, und auf deren Basis Klimapolitische Entscheidungen getroffen werden.

Auch in diesem Jahr war die Gletscherschmelze in der Schweiz enorm. Wie wichtig ist das Thema Gletscher in den Verhandlungen?

Die Schweiz ist als Alpenland vom Klimawandel besonders betroffen. Das zeigen die neusten Schweizer Klimaszenarien CH2025 deutlich. Die Temperaturen steigen hierzulande doppelt so stark an wie im weltweiten Durchschnitt. Deshalb setzen wir uns nicht nur für ambitionierte Klimaziele ein, sondern auch dafür, dass die internationale Beobachtung der Gletscher in den Verhandlungen Beachtung findet und in den betroffenen Ländern gestärkt wird. In diesem Jahr – dem «Internationalen Jahr zum Schutz der Gletscher» - hoffen wir, das Momentum nutzen zu können und Impulse an der COP30 zu setzten.

Wer ist neben dir als Teil der Schweizer Delegation vor Ort in Belém?

Die Schweizer Delegation wird von Umwelt-Botschafter Felix Wertli geleitet. Er ist Chef der Abteilung Internationales beim Bundesamt für Umwelt BAFU. Die Verhandlungsdelegation umfasst zehn Expertinnen und Experten der Bundesverwaltung mit Expertise aus verschiedenen Themenbereichen. Die Delegation wird zudem unterstützt durch je eine Vertretung der Wissenschaft, dieses Jahr Prof. Géraldine Pflieger von der Universität Genf, und der Jugend. Hinzu kommen vier Vertretungen der Zivilgesellschaft aus NGO- und Wirtschaftskreisen. Unsere Delegation ist im Vergleich zu anderen eher klein. Sie kann dafür effizient arbeiten, weil wenige Personen viele Themen abdecken.

Rolle der Schweiz an der COP30

Die Schweiz setzt sich dafür ein, dass insbesondere Länder mit hohem Treibhausgas-Ausstoss ambitionierte neue Reduktionsziele festlegen und wirksame Massnahmen ergreifen, um das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite halten zu können. Die Schweiz hat ihr neues, verstärktes Klimaziel im Januar 2025 eingereicht. In Belém wird sie sich dafür einsetzen, dass die Staaten Empfehlungen der COP28 weiterverfolgen, namentlich die Verdreifachung der erneuerbaren Energien und die Verdoppelung der Energieeffizienz bis 2030 sowie den weltweiten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bis 2050. Gleichzeitig wird sich die Schweiz dafür engagieren, dass die internationalen Investitionen in den Klimaschutz gestärkt werden und die Wirtschaft aktiver einbezogen wird. (Quelle: BAFU,30. UNO-Klimakonferenz).

Wie muss man sich die Arbeit der Delegation an der COP, wie jetzt in Belém, vorstellen?

Unsere Arbeitstage sind für gewöhnlich lang. Jeden Morgen treffen wir uns als erstes zur Delegationssitzung. Wir besprechen den Stand der Verhandlungen und tauschen uns zu den wichtigsten Themen des Tages aus. Anschliessend Tauschen wir uns mit den Verhandlungsgruppen, anderen Ländern und Organisationen zu unseren jeweiligen Themen aus. Den genauen Zeitplan für die Verhandlungen erfahren wir meist erst am jeweiligen Morgen. Sie können mehrere Stunden und teils bis in die Nacht andauern.

Was findet an der Konferenz neben den Verhandlungen noch statt?

Es gibt rund um die COP zahlreiche Anlässe, beispielsweise von der Wissenschaft, den NGOs oder den Ländervertretungen. Die sogenannte «Green Zone» ausserhalb des Verhandlungsgeländes erinnert schon mal an eine grosse Messe.

In den Gängen finden häufig spontane oder auch geplante Gespräche statt, zum Beispiel bilateral zwischen zwei Ländern. Dort kann man ungezwungener miteinander sprechen und mitunter die gegenseitigen Positionen besser nachvollziehbar machen. Das kann enorm hilfreich für die Verhandlungen im offiziellen Setting sein.

Und zum Schluss: Für dich persönlich ist es die erste Teilnahme an einer UNO-Klimakonferenzen. Auf was freust du dich besonders?

Auf die Situation, dass in den Verhandlungen so viele verschiedene Länder und damit unterschiedliche Kulturen und Hintergründe aufeinandertreffen. Ich freue mich auf den Prozess, aus diesen unterschiedlichen Ausgangslagen, Bedürfnissen und Prioritäten, sozusagen «an einem Tisch», einen Konsens zu finden und damit global abgestimmte Lösungen im gemeinsamen Umgang mit dem Klimawandel zu erarbeiten.

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