In enger Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) hat MeteoSchweiz das Windanalyse- und Vorhersagesystem EMER-Met (Emergency-Response Meteorology) aufgebaut und Ende 2009 in Betrieb genommen. 2019 ist das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) als zusätzlicher Partner dazugekommen. Aktuell bringt MeteoSchweiz das System auf den neuesten Stand der Technik. Zum System gehören eine Vielzahl an Spezialmessgeräten sowie das Wettervorhersagemodell ICON-CH1-EPS. Die Kombination von präzisen Messungen und hochaufgelösten Modellvorhersagen erlaubt es, Windfelder und Wetterentwicklung rund um die Kernkraftwerke in der Schweiz und im grenznahen Ausland zu bestimmen und damit die Ausbreitung von kontaminierten Luftmassen zu berechnen. Sowohl das ENSI als auch die Nationale Alarmzentrale (NAZ) des BABS nutzen die Informationen für die aktuelle Lagebeurteilung. Auf dieser Grundlage kann die NAZ Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung ergreifen.
Für EMER-Met hat MeteoSchweiz ein eigenes Messnetz aufgebaut, das kürzlich erneuert wurde. Es erfasst im Detail die Atmosphäre über dem Schweizer Mittelland, insbesondere in der direkten Umgebung der Schweizer Kernkraftwerke. Es umfasst drei verschiedene Messsysteme:
Ergänzt wird dieses Spezialmessnetz durch das Bodenmessnetz SwissMetNet von MeteoSchweiz, das flächendeckend die meteorologischen Parameter in Bodennähe erfasst.
Die Messungen der drei Windprofiler und des SwissMetNet fliessen in das lokale Wettervorhersagemodell ICON-CH1-EPS von MeteoSchweiz ein, das unter anderem für den Einsatz bei nuklearen Unfällen entwickelt wurde. Auf einem Gitternetz mit 1 km horizontaler Maschenweite berechnet das Modell alle drei Stunden die Wetterentwicklung der kommenden 33 Stunden für den Alpenraum (03 UTC Vorhersage bis 45 Stunden).
Mit den hochaufgelösten Wind- und Niederschlagsfeldern des ICON-CH1-EPS lassen sich sodann die Ausbreitung kontaminierter Luftmassen sowie die Auswaschung und Ablagerung radioaktiver Stoffe vorhersagen. Die Vorhersagen von Wind und Niederschlag sowie weiteren meteorologischen Grössen liefert MeteoSchweiz ohne zeitliche Verzögerung an das ENSI, die Ausbreitungsrechnungen an die NAZ. Parallel dazu beraten die Meteorologinnen und Meteorologen von MeteoSchweiz aufgrund der Messungen und der Ausbreitungsrechnungen beide Institutionen bei einem nuklearen Unfall bezüglich der aktuellen Wetterlage und der weiteren meteorologischen Entwicklung.
Zusätzlich zum EMER-Met-System betreibt MeteoSchweiz im Auftrag der nationalen Alarmzentrale das NADAM-Messnetz. Über 60 automatische Wetterstationen sind mit speziellen Sonden ausgerüstet, welche die radioaktive Strahlung (Ortsdosisleistung) messen. Zusammen mit den Niederschlagsdaten, den lokalen Schneehöhen und weiteren meteorologischen Grössen übermittelt MeteoSchweiz die Daten alle zehn Minuten an die NAZ. Bei Überschreiten einer bestimmten Schwelle (1 mikro-Sv/h) wird bei der NAZ automatisch Alarm ausgelöst.