Der Wind entsteht aufgrund eines Druckunterschiedes (Druckgradient) zwischen zwei Punkten. Dabei werden die Luftpartikel von der Region mit höherem Druck (Hochdruckgebiet) gezwungen sich in Richtung des tieferen Druckes (Tiefdruckgebiet) zu bewegen.
Es könnte nun angenommen werden, dass nach der Entstehung eines Tiefdruckgebietes, rasch eine Ausgleichströmung entsteht und das Tief von den benachbarten Hochdruckgebieten sozusagen aufgefüllt wird. Dies ist aber nicht der Fall. Im Gegensatz zu einem Ball, welcher in gerader Linie einen Hügel runterrollt, drehen die Winde um ein Tief herum und der Auffüllprozess dauert sehr lange. Warum aber strömt die Luft nicht direkt vom Hoch- zum Tiefdruckgebiet? Schuld daran ist die Corioliskraft, welche die Winde auf der Nordhalbkugel nach rechts und auf der Südhalbkugel nach links ablenkt.
Machen wir ein kleines Experiment, um die Corioliskraft zu veranschaulichen. Nehmen Sie dafür ein Blatt Papier und einen Stift. Im ersten Schritt ziehen Sie eine Linie von der unteren Blattseite nach oben – eine gerade Linie ist entstanden. Im zweiten Schritt starten Sie wieder am gleichen Ort, jedoch drehen Sie das Blatt während des Zeichnens im Gegenuhrzeigersinn. Diesmal ist die Linie nicht gerade sondern gekrümmt, obwohl der gleiche Endpunkt anvisiert wurde.
Da in der Physik hinter jeder gekrümmten Flugbahn die erzeugende Kraft stehen muss, wurde – um die Vorgänge in rotierenden Systemen mathematisch zu beschreiben – das Konzept der Corioliskraft eingeführt. Dabei handelt es sich nicht um eine «echte» Kraft, wie sie zwischen zwei Objekten entsteht (z.B. die Schwerkraft zwischen der Erde und einem Stein), sondern um eine Scheinkraft, da sie vom Bezugssystem abhängig ist.
Auf der Erde (rotierendes System) wirkt die Corioliskraft (ähnlich wie im oben beschriebenen Experiment) auf ein Luftpaket, welches sich in einer geraden Linie z.B. vom Äquator zum Nordpol bewegt. Betrachten wir die Flugbahn ausserhalb der Erde z.B. über dem Nordpol erscheint die Flugbahn gerade. Befinden wir uns aber auf der Erde ist die Flugbahn nach rechts gekrümmt.
Die Corioliskraft wirkt auf alles was sich auf der Erde bewegt, d.h. auch auf Wasser in den Ozeanen oder Wolkentröpfchen in der Atmosphäre. Sie wirkt senkrecht zur Bewegungsrichtung, ist proportional zur Bewegungsgeschwindigkeit, aber ihre Stärke variiert mit dem Breitengrad. Die Corioliskraft ist in der Lage, die Flugbahn eines sich bewegenden Objekts abzulenken, hat aber keinen direkten Einfluss auf dessen Bewegungsgeschwindigkeit.