Afrika ist der blitzreichste Kontinent ist, das ergab eine Studie von Rachel et al. (2016), die auf hochauflösenden Daten basierte. Die Analyse zeigte, dass die Region mit den meisten Blitzeinschlägen nicht wie bis anhin angenommen das östliche Kongobecken in Afrika ist, sondern der Maracaibo-See in Venezuela. Im Rahmen dieser Studie wurde ausserdem eine Liste der 500 Ortschaften erstellt, die in den vom TRMM-Satelliten überflogenen Regionen (0–38° N/S) am meisten von Blitzen getroffen wurden. Für jeden Fall wurde die Anzahl der Blitzeinschläge pro Quadratkilometer innerhalb eines Jahres (Flash Rate Density, FRD) berechnet. Keiner dieser Orte liegt in Europa.
Zwar stammen die neusten Daten, die in dieser Studie verwendet wurden, aus dem Jahr 2013, doch die Ergebnisse sind noch heute gültig. Trotz der globalen Erderwärmung hat sich die Verteilung der gewitterreichsten Zonen der Erde nicht wesentlich verändert.
Die 5 blitzreichsten Regionen auf jedem Kontinent und andere besondere Regionen
- Südamerika
- Afrika
- Nordamerika
- Asien
- Ozeanien
Südamerika
In Südamerika gibt es fünf Hotspots mit einer erhöhten Blitzrate. Sie sind auf Kolumbien und Venezuela verteilt. Der Maracaibo-See ist mit 233 Blitzeinschlägen pro km2 und Jahr die blitzreichste Region der Welt.
Die Nächte am Maracaibo-See in Venezuela, dem grössten Binnenmeer Südamerikas, bieten ein einzigartiges Naturschauspiel: Die Blitze erleuchten die tropische Dunkelheit in bis zu 260 Nächten pro Jahr, vor allem dort, wo der Río Catatumbo in den See mündet. Bis zu 60 Blitze pro Minute, also fast 1 176 000 Blitze im Jahr – dieses Phänomen steht sogar im Guinness-Buch der Rekorde.
Die Blitze treten nachts so häufig auf, dass diese Region zu Kolonialzeiten den Seeleuten in der Karibik als Leuchtturm diente. Dieses Phänomen (spanisch Relámpago del Catatumbo) bleibt bis heute voller Rätsel, und es gibt zahlreiche Theorien rund um die ungewöhnliche elektrische Aktivität.
Dabei ist der Grund dafür relativ einfach: Der Maracaibo-See liegt zwischen zwei Bergketten des Andenmassivs. Tagsüber verdunsten dort grosse Wassermengen aufgrund der hohen Oberflächentemperatur, die durchschnittlich 30 Grad beträgt. Zudem steuert das Karibische Meer im Norden zusätzliche Feuchtigkeit. In der Nacht kühlt sich die Luft über den Andengipfeln in der Nähe rasch ab, und über den beiden Bergketten im Westen und im Süden bilden sich Winde, die über dem warmen See aufeinandertreffen. Diese ausgeprägte Windkonvergenz in Verbindung mit einer feuchten, instabilen Luftschichtung stellt einen zusätzlichen Trigger für den Hebungsprozess dar, den für Gewitter braucht. Auf diese Weise bilden sich über dem See und seiner Umgebung im Laufe des Abends und in der Nacht regelmässig Gewitterzellen von grosser vertikaler Ausdehnung.
Alle anderen Hotspots Südamerikas befinden sich in Kolumbien. Die Häufigkeit der Blitzeinschläge ist dort verglichen mit anderen Weltregionen ebenfalls sehr hoch, vor allem an den Ausläufern der Bergketten des nördlichen Andenmassivs. Sie wird nur von einigen Regionen in Pakistan und Indien übertroffen. In vielen der kolumbianischen Gewitterregionen wird die grösste elektrische Aktivität in der Nacht verzeichnet. In Anbetracht der topografischen Gegebenheiten ist dies vermutlich auch auf die stationären Konvergenzen (Umkehrthermik) zurückzuführen.