Wenn wir zur Beschreibung des heutigen Klimas den Mittelwert einer aktuellen Periode verwenden (z.B. der Normperiode 1991-2020 oder der letzten 20 Jahre), hinken wir dem wahren Wert aufgrund der fortschreitenden Erwärmung laufend hinterher. Dies weil das Klima heute, also 10-15 Jahre nach dem Mittelpunkt der verwendeten Perioden, schon wieder deutlich wärmer ist. Damit wird auch der Wert, den wir für die Erwärmung seit der vorindustriellen Zeit erhalten, zu klein.
MeteoSchweiz hat zusammen mit anderen Wetterdiensten eine Methode entwickelt, um bei der Bestimmung des aktuellen Klimas die rasante Erwärmung zu berücksichtigen. Dabei wird eine Klima-Trendlinie in die Daten gelegt, die an jedem Punkt möglichst genau einem 30-jährigen Mittel (WMO Normperiode) entspricht und den Klimaverlauf über die Zeit gut repräsentiert. Da diese Klima-Trendlinie bis ans Ende der Datenreihe reicht, kann am Endpunkt das aktuelle Klimamittel bzw. das heutige Klima abgelesen werden.
Es zeigt sich, dass das Klima in der Schweiz bereits kurz nach dem Ende der WMO Normperiode 1991-2020 schon mehrere Zehntelgrad über dem Mittel der Normperiode lag (e.g. im Jahr 2024 um 1.0°C). Diese fortschreitende Erwärmung kann und muss berücksichtigt werden, wenn die Erwärmung seit der vorindustriellen Zeit möglichst genau bestimmt werden soll.
Die Erwärmung in der Schweiz seit der vorindustriellen Zeit ergibt sich mit diesem Vorgehen also aus der Differenz zwischen dem aktuellen Klimamittel und der vorindustriellen Referenzperiode 1871-1900. Die berechnete Erwärmung wird mit einem mittleren Wert und einem Unsicherheitsbereich angegeben. Die grössere Unsicherheit des Endpunkts der Klima-Trendlinie wird dabei in die Berechnung der Erwärmung bzw. des Unsicherheitsbereichs mit einbezogen.