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Schwarzeis

Im Laufe des Winters beginnen erst die kleinen, später meist auch die grösseren Bergseen zuzufrieren. Fällt während der Eisbildung kein Niederschlag, so bildet sich spiegelglattes Schwarzeis. Dieses Naturspektakel kann im Oberengadin regelmässig beobachtet werden.

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Wie Schwarzeis entsteht

Ein See gefriert zuerst an der Oberfläche. Dies ist einer speziellen Eigenschaft des Wassers geschuldet: Wasser erreicht seine höchste Dichte bereits bei vier Grad und nicht erst beim Erreichen des Gefrierpunktes, wie dies bei anderen Flüssigkeiten der Fall ist.

Bevor Wasser beginnt zu gefrieren, muss sich das gesamte Seevolumen auf vier Grad abkühlen und erst dann kühlt sich das oberflächennahe Wasser weiter ab. Es sinkt aufgrund der geringeren Dichte nicht mehr ab.

Während das Wasser am Seegrund weiterhin vier Grad aufweist, nähert sich die Temperatur an der Oberfläche rasch dem Gefrierpunkt. Sinkt die Oberflächentemperatur unter null Grad, dann beginnt das Wasser zu gefrieren.

Fällt während den Tagen des Zufrierens kein Niederschlag, bildet sich Schwarzeis. Je ruhiger die Seeoberfläche (d.h. je weniger Wind und Wasserströmung) desto glatter, einheitlicher und durchsichtiger ist die Eisfläche.

Schwarzeis auf den Oberengadiner Bergseen

Die Engadiner Seenplatte ist prädestiniert für die Bildung von Schwarzeis. In diesem Hochtal ist es dank der häufigen Bildung eines Kaltluftsees, vor allem im Winterhalbjahr, besonders kalt. Zudem fällt vergleichsweise selten Niederschlag, da das Tal von fast allen Seiten von höheren Bergketten umgeben und damit teils geschützt ist.

Oft bildet sich auf den grösseren Oberengadiner Seen bereits in der ersten Januarhälfte eine dünne Eisdecke. Während der St. Moritzer- und der Champfèrersee normalerweise schon im Dezember zufrieren, dauert es beim Silsersee aufgrund seiner Grösse etwas länger. Als letztes ist die komplette «Seegfrörni» in der Regel auf dem Silvaplanersee zu beobachten, da dieser vielerorts tiefer als die übrigen Seen ist.

Zeitpunkt des Zufrierens variiert stark

Entscheidend für das Zufrieren ist die akkumulierte Zeit, während der die Lufttemperatur deutlich kälter als die Wassertemperatur ist. Deshalb spielt bereits die Witterung in den Herbstmonaten eine Rolle, wie schnell die Seen zufrieren. Nach einem warmen Herbst und Winteranfang kann die Vereisung z.B. um mehrere Wochen verzögert sein.

Sind die vier Grad Wassertemperatur über das gesamte Seevolumen erreicht, dauert es meist nicht lange, bis sich eine geschlossene Eisdecke bildet. Oft genügt sogar eine Handvoll windschwache und kalte Tage.

Es gibt jedoch Ausnahmen:

Im Winter 2022/2023 setzte der Vereisungsprozess am Silsersee erst Mitte Januar ein. Eine geschlossene Eisschicht bildete sich im Februar. Grund für das zögerliche Zufrieren war eine lange Periode mit teils starkem Nordwind. Durch den Wind wurde das kalte Oberflächenwasser teils durchmischt und weggestossen. Dies hatte zur Folge, dass wärmeres Wasser aus der Tiefe zur Oberfläche nachgeführt wurde. Damit kann der Gefrierprozess verzögert oder sogar angehalten werden. Zudem war es während dieser Periode deutlich milder als üblich.