Die Eisdecke des Zürichsees blieb mit kurzen Unterbrüchen bis am 7. März 1963 begehbar. Anschliessend stieg in der Region Zürich auch die Tagesminimum-Temperatur wieder über den Gefrierpunkt. Am 26. und 27. März 1963 wurde die untere Seehälfte bei starkem Südwind innert zweier Tage eisfrei.
Kleinere Seen zuerst
Vor dem Zürichsee froren zunächst die kleineren Seen der Alpennordseite zu. So trug der Bielersee am 27. Januar 1963 schon Tausende von Besuchern. Die Eisdecke auf dem Bodensee schloss sich hingegen erst im Laufe des Februars. Der Untersee als Teil des Bodensees trug bereits in der zweiten Januarhälfte eine Eisdecke.
Keine Seegfrörni
Die Kälte des Winters reichte nicht aus, um den Genfersee, den Neuenburgersee, den Thuner- und Brienzersee, den Vierwaldstättersee und den Walensee zum Gefrieren zu bringen. Von diesen Seen gibt es, wenn überhaupt, nur wenige historische Berichte zu Vereisungen. Von den Seen auf der Alpensüdseite sind offenbar in geschichtlichen Zeiten überhaupt keine totalen Vereisungen bekannt.
Eisige Polarluft
Auslöser der Seegfrörni war der anhaltende Zustrom eisiger Polarluft, eingebettet in eine weit ausholende Wellenbewegung der atlantischen Atmosphäre. Sie bewirkte auf der amerikanischen Seite des Atlantiks eine kräftige Warmluftzufuhr vom Westatlantik nach Grönland. Über der Arktis wechselte die Strömung auf Richtung Süd. Das ermöglichte den Zufluss polarer Kaltluft nach Mitteleuropa und bis ins Mittelmeergebiet. Mit einem erneuten Richtungswechsel über dem Mittelmeer floss in der östlichen Fortsetzung milde Luft nach Sibirien. Durch diese grossräumige Verschiebung von Luftmassen lag die Temperatur in Grönland um 5 °C und in Sibirien sogar um 8 °C über dem damaligen Normalwert für die Jahreszeit.