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Der Juli 2023 war global der wärmste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen

MeteoSchweiz-Blog | 10. August 2023
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Nach Angaben des europäischen Klimadienstes Copernicus war der Juli 2023 im weltweiten Durchschnitt nicht nur der wärmste jemals aufgezeichnete Juli, sondern auch der wärmste Monat überhaupt im entsprechenden Datensatz. Grund dafür waren Hitzewellen in vielen Regionen der nördlichen Hemisphäre und beispiellos hohe Werte der Meeresoberflächentemperatur.

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Hitzewelle in Südeuropa

Die Temperaturen im Juli 2023 lagen in Südeuropa weit über dem Durchschnitt der Jahre 1991-2020. Hitzewellen wurden von Spanien im Westen bis zu den Balkanländern im Osten verzeichnet. Viele neue lokale Temperaturrekorde wurden aufgestellt. An einer Messstation auf Sardinien wurde eine Temperatur von 48 °C gemessen, während in Palermo auf Sizilien 47 °C erreicht wurden. In Griechenland erreichte die Temperatur 46°C. In weiten Teilen Nordeuropas lagen die Temperaturen jedoch nahe am oder unter dem Durchschnitt.

Die europäische Durchschnittstemperatur lag im Juli 2023 um 0,38 °C über dem Mittel des Referenzzeitraums 1991-2020. Der vergangene Monat war 1,34 °C kühler als der Juli 2010, der im europäischen Mittel im Copernicus-Datensatz als bislang wärmster jemals aufgezeichneter Monat gilt.

Weltweit wärmster Monat

Global gesehen war der Juli 2023 um 0,72 °C wärmer als der Durchschnitt der Jahre 1991-2020 für diesen Monat. Damit war dies nicht nur der wärmste Juli, sondern auch der absolut wärmste Monat, der jemals im Copernicus-Datensatz aufgezeichnet wurde (Daten ab 1940). Er übertraf den bis dahin wärmsten Monat (Juli 2019) um 0,33 °C. Das ist ein sehr grosser Sprung für die von Jahr zu Jahr nicht so stark schwankende globale Mitteltemperatur. Verglichen mit dem Durchschnitt des vorindustriellen Zeitraums 1850-1900 verzeichnete der Juli 2023 eine Anomalie von +1,5 °C. Das entspricht dem Wert, der gemäss dem Übereinkommen von Paris nicht überschritten werden sollte, um schwerwiegende Folgen des Klimawandels zu verhindern.

In den meisten Gebieten Nord- und Zentralafrikas war es wärmer als im Durchschnitt. Algerien und Tunesien verzeichneten besonders anomale Bedingungen mit Tageshöchstwerten von bis zu 49 °C. Auch in Eritrea und im Nordwesten Äthiopiens waren die Temperaturen besonders hoch. Im Südwesten der Vereinigten Staaten und im Norden Kanadas, in Labrador und Neufundland, kam es zu langanhaltenden Hitzewellen. Sehr viel wärmer als im Durchschnitt war es auch in Grönland, in Asien, insbesondere in Kasachstan und China, wo mit 52,2 °C die höchste jemals gemessene Temperatur registriert wurde, und in Japan, das den heissesten Juli seit Beginn der Messungen im Jahr 1898 erlebte. Auch in Teilen Sibiriens, in Nordchile und Argentinien sowie in Uruguay und Südbrasilien lagen die Temperaturen weit über dem Durchschnitt.

Unterdurchschnittliche Temperaturen traten nur in sehr begrenzten Gebieten der Erdoberfläche auf, und die negative Anomalie betrug im Allgemeinen nicht mehr als 1 °C zur Referenzperiode 1991-2020, mit Ausnahme der Antarktis, wo sowohl über- als auch unterdurchschnittliche Temperaturen herrschten, wie es im Südwinter oft der Fall ist.

Zu Beginn des Monats wurde der Tagesrekord für die globale durchschnittliche Lufttemperatur an vier aufeinanderfolgenden Tagen gebrochen, und zwar vom 3. bis 6. Juli. Alle anderen Tage im Juli waren wärmer als der bisherige Rekord von 16,80 °C, der am 13. August 2016 aufgestellt wurde. Damit waren die 29 Tage vom 3. bis 31. Juli die wärmsten, die jemals aufgezeichnet wurden. Der wärmste Tag war der 6. Juli, an dem die globale Durchschnittstemperatur 17,08°C erreichte. In der ersten und dritten Woche des Monats überstiegen die Temperaturen vorübergehend auch den Schwellenwert von 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau - die im Pariser Abkommen festgelegte Grenze -, und zwar zum ersten Mal im Juli.

Drittwärmster Zeitraum von Januar bis Juli

Betrachtet man die ersten sieben Monate des Jahres (Januar bis Juli), so ist das globale Mittel für 2023 mit +0,43 °C im Vergleich zur Referenzperiode 1991-2020 das dritthöchste jemals aufgezeichnete. Im Jahr 2016 waren es +0,49 °C, im Jahr 2020 +0,48 °C. Es wird erwartet, dass sich der Abstand zwischen 2023 und 2016 in den kommenden Monaten verringern wird, da die letzten Monate des Jahres 2016 relativ kühl waren, während der Rest des Jahres 2023 dank der Entwicklung des aktuellen El-Niño-Ereignisses relativ warm sein dürfte.

Lufttemperatur über den Ozeanen

Über den Ozeanen waren die Lufttemperaturen über weiten Teilen des Nordatlantiks aussergewöhnlich hoch. Im östlichen Äquatorialpazifik entwickelten sich weiterhin El-Niño-Bedingungen. Die Lufttemperaturen waren um die Antarktis, wo die Meereisbedeckung weiterhin viel geringer als normal war, und in weiten Teilen des Südatlantiks, des Indischen Ozeans und des Pazifischen Ozeans ungewöhnlich hoch. Auch in den meisten Regionen der Tropen und im Nordpazifik war der Juli sehr warm, mit besonders hohen Temperaturen östlich von Japan.

Im Westen und Südwesten des südlichen Südamerika, vor Westaustralien, südwestlich der mexikanischen Halbinsel Baja California, nordöstlich von Island und in geringerem Masse auch in mehreren anderen Regionen lagen die Temperaturen unter dem Durchschnitt.

Aussergewöhnlich hohe Meeresoberflächentemperaturen

Zum aussergewöhnlich warmen Juli auf der ganzen Welt trug eine lange Periode ungewöhnlich hoher Meeresoberflächentemperaturen bei. Ab April blieben die durchschnittlichen täglichen Meeresoberflächentemperaturen weltweit auf einem für diese Jahreszeit rekordverdächtigen Niveau. Ab Mitte Mai erreichten sie für diese Jahreszeit noch nie dagewesene Werte. Den ERA5-Daten zufolge erreichte der Tageswert am 31. Juli mit 20,96 °C ein Allzeithoch und übertraf damit den bisher höchsten jemals gemessenen Wert von 20,95 °C am 29. März 2016 knapp um 0,01 °C.

Juli 2023 in der Schweiz

In den meisten Gebieten der Schweiz lag die durchschnittliche Monatstemperatur 1,0 bis 2,0 °C über der Norm 1991-2020. Südlich der Alpen und im Engadin lag die positive Anomalie gegenüber der Norm zwischen 0,6 und 1,3 °C. Im landesweiten Durchschnitt erreichte die Julitemperatur einen Überschuss von 1,4 °C zur Norm 1991-2020.

Im Klimabulletin für den Juli 2023 finden Sie weitere Informationen zur Einordnung der Witterung in der Schweiz.

Weiterführende Links

Copernicus:

MeteoSchweiz: