Cecilia: Auf der Alpensüdseite und über der Poebene ist in der Regel mehr Feuchtigkeit resp. CAPE vorhanden (s. Erklärung CAPE in diesem Blog). Zudem kann man das Tessin und das Misox nicht mit dem Mittelland vergleichen. Bei uns gibt es kaum «Flachland» wie bei euch. Man muss also das Tessin und das Misox eher mit den Voralpen vergleichen, welche ja auch deutlich mehr Gewitter haben als das Mittelland.
Schwüle und Hitze
Thomas: Ehrlich gesagt, in den letzten Wochen habe ich euch im Tessin nicht benieden. Ihr hattet eine der längsten Hitzeperioden, die bei euch je registriert wurde. Was ich spannend finde ist, dass die höchste Temperatur im August 2024 auf der Alpennordseite und der Alpensüdseite praktisch gleich ist. Wie kam es, dass es in diesem August bei euch eine so lange Hitzeperiode gab und bei uns nicht?
Cecilia: Es gibt mehrere Gründe dafür. Erstens sagt eine Höchsttemperatur noch nicht alles aus. Die Nacht ist ebenso wichtig (s. Hitzewarnkonzept). Bei uns im Süden war die Luft oft feuchter, deshalb kühlte es in der Nacht weniger stark ab. Ein zweiter Grund war, dass ihr im Norden von schwachen Kaltfronten gestreift wurdet, die zeitweise Abkühlung brachten. Die kühlere Luft war flach, so dass sie nicht über die Alpen zu uns gelangen konnte. Es war deshalb ja auch nicht nur im Süden sehr warm, sondern auch auf den Alpengipfeln.
Der graue Deckel
Thomas: Ihr dürft uns dann wieder im Winterhalbjahr bedauern. Während es bei euch oft sonnig ist, dämmern wir hier im Flachland oft unter einer Nebeldecke dahin. Kein Wunder, schliesslich ist das Schweizer Mittelland die ideale Wanne, wo sich kalte und feuchte Luft sammeln kann. Das Tessin dagegen liegt «am Hang», die kalte Luft fliesst zur Poebene weg.
Cecilia: Der Nebel ist eine «Spezialität» des Nordens. Aber wir im Süden haben ein spezielles Wetterphänomen, wir nennen es «rientro da est». Dieses Phänomen gehört für uns im Süden zu den am schwierigsten zu prognostizierenden Wetterlagen. Dass ein «rientro da est» kommt, ist relativ gut zu erkennen, aber wie stark die Auswirkungen (Wolken, Regen, Gewitter,…) sein werden, das ist die Herausforderung.