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Derweil schmelzen die Gletscher weiter

MeteoSchweiz-Blog | 02. Oktober 2024
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Trotz sehr guten Schneeverhältnissen im Frühjahr verzeichneten die Schweizer Gletscher im hydrologischen Jahr zwischen Oktober 2023 und September 2024 gemäss dem Schweizer Gletschermessnetz GLAMOS ein Minus von 2.4 % ihres Volumens. Im August 2024 wurde zudem ein Schmelzrekord verbucht.

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Anlässlich der Veröffentlichung des Jahresberichtes des Schweizer Gletschermessnetzes GLAMOS werfen wir heute einen Blick auf die Massenbilanz der Schweizer Gletscher. GLAMOS verfolgt ein kontinuierliches Programm zur Überwachung der Schweizer Gletscher mit teilweise über 100 Jahre alten Messreihen. Im Jahr 2024 wurden 20 Gletscher vermessen.

Schneereicher Winter 2023/2024

Im Winter 2023/2024 gab es im Vergleich zu den letzten Jahren überdurchschnittlich viel Schnee in den höheren Lagen der Alpen. Wie die Grafiken unten zeigen, war die Schneedecke in den mittleren Lagen zu Beginn des Winters überdurchschnittlich hoch. Nach starken Schmelzereignissen gingen die Schneeverhältnisse im Laufe der Saison jedoch wieder auf durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Werte zurück.

In höheren Lagen sorgten die vielen Niederschläge besonders im März dafür, dass die Schneedecke selbst im Vergleich zum Durchschnitt 1960-1990 überdurchschnittlich mächtig war. Die grossen Schneemengen trugen übrigens auch zu den tragischen Ereignissen im Sommer bei, als bei starken Niederschlagsereignissen zusätzliche Wassermassen durch die hohe Schneeschmelze freigesetzt wurden.

Für die Gletscher war diese grosse Schneedecke eher positiv. Der Schnee bietet den Gletschern eine isolierende Schicht. Schnee reflektiert nämlich mehr Sonneneinstrahlung als Gletschereis (Schnee hat eine höhere Albedo als Eis). Verliert der Gletscher die schützende Schneeschicht, ist er der Erwärmung durch Sonneneinstrahlung viel stärker ausgesetzt.

Nicht ausreichend, um die Gletscher zu schützen

Die Situation zu Beginn des Sommers weckte die Hoffnung, dass die Gletscher nach den letzten beiden Jahren 2022 und 2023, in welchen die Gletscher insgesamt 10 % ihrer Masse verloren, in diesem Jahr weniger stark schmelzen würden. Leider kamen drei Faktoren zusammen, die trotz guter Ausgangslage zu einem starken Schmelzen im Juli und August beitrugen:

  • Mehr oder weniger anhaltend sehr hohe Temperaturen im Juli und im August, besonders auch in höheren Lagen. Unterhalb von 3000 m gab es praktisch kein Neuschnee.
  • Saharastaubereignisse, die im Winter 2023/2024 sowie im Frühjahr 2024 recht häufig vorkamen. Gelblich-rötlicher Saharastaub lagerte sich auf dem Schnee ab und verfärbte diesen, was die Albedo des Schnees verringerte und die Schneeschmelze markant verstärkte. GLAMOS geht von einer um 10 bis 20 % erhöhten Schmelzrate aus.
  • Häufig trockene Bedingungen und hohe Sonneneinstrahlung.

Diese Gründe trugen letztlich zu einem Rückgang von 2.4 % des Volumens der Schweizer Gletscher im hydrologischen Jahr 2023/2024 bei. Dies entspricht einer durchschnittlichen Abnahme von rund 1 Meter Eisdicke. Seit dem Jahr 2000 haben die Schweizer Gletscher damit einen Drittel ihrer Masse verloren.

Veränderungen der Landesgrenzen

Eine der nicht unbedingt erwarteten Folgen der Gletscherschmelze ist beispielsweise das Verschieben der Landesgrenze, die unter anderem auch durch die Wasserscheide oder Gratlinien von Gletschern definiert ist. Mit dem Abschmelzen der Gletscher verschob und verschiebt sich weiter die Gratlinie und damit auch die Landesgrenze.

Unaufhaltsames Schmelzen

Die Aussichten für die Alpengletscher sind nicht gut. Selbst wenn der Klimawandel jetzt gestoppt wird, zeigen zahlreiche Studien, dass der Grossteil der Alpengletscher aufgrund ihres trägen Verhaltens verschwinden werden.

Wie GLAMOS berichtet, ist es ausserdem wahrscheinlich, dass der absolute Höchstwert der Gletscherschmelze bereits überschritten wurde. Das liegt daran, dass es aufgrund des starken Gletscherrückgangs in den letzten Jahren gar nicht mehr möglich sein wird, so viel Masse wie in den Rekordjahren 2022 und 2023 abzuschmelzen. Langfristig wird der sommerliche Beitrag der Gletscherschmelze versiegen, was sich auf die Wasserverfügbarkeit auswirken wird.

Auf globaler Ebene kann festgehalten werden, dass ein Grossteil der Gletscher noch erhalten werden kann, wenn der Klimawandel begrenzt wird. Dies gilt auch für eine Minderheit der Alpengletscher.

Weiterführende Informationen

GLAMOS – Schweizerisches Gletschermessnetz
GLAMOS Jahresbericht zur Massbilanz der Schweizer Gletscher 2023/2024 (englisch)
GLAMOS Bericht zur Schneeakkumulation im Winter 2023/2024 (englisch)
SLF Winterbericht 2023/2024