Zum ersten Mal wurde im Jahr 1911 ein internationaler Frauenkampftag begangen. In Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und auch in der Schweiz gingen tausende von Arbeiterinnen für das Frauenstimmrecht und für Gleichberechtigung auf die Strasse. Seitdem steht der 8. März weltweit für den Kampf um Frauenrechte. Er soll die bisherigen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung feiern, die Aufmerksamkeit auf bestehende Diskriminierung und Ungleichheiten lenken und dazu ermuntern, sich für generelle Geschlechtergerechtigkeit einzusetzen.
Es gibt ganz unterschiedliche Schwerpunkte, die an diesem Tag gesetzt werden; von der rechtlichen Situation, über Gewalt gegen Frauen bis hin zu wirtschaftlichem und politischem Empowerment von Frauen und Mädchen. Bei MeteoSchweiz blicken wir heute auf das Thema Gleichstellung bei der Arbeit. Dafür haben wir uns mit unseren Kolleginnen Cecilia Moretti und Alicia Pache unterhalten.
Alicia Pache kam 2020 zunächst für ein Praktikum in der Abteilung für Internationale Zusammenarbeit zu MeteoSchweiz. Seit 2021 koordiniert sie das Projekt Weather4UN. Sie hat Biologie und Ethnologie an der Universität Neuenburg studiert und anschliessend einen Master in Umweltwissenschaften mit Schwerpunkt Klima an der Universität Genf erworben.
Cecilia Moretti hat an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) studiert, wo sie einen Bachelor in Erdwissenschaften einen Master in Atmosphären- und Klimawissenschaften absolviert hat. Nach einigen Arbeitserfahrungen im privaten Sektor arbeitet sie seit 2020 bei MeteoSchweiz als Meteorologin im Vorhersagedienst in Locarno.

Alicia: Um das Engagement von Frauen in MINT-Berufen zu fördern, ist es wichtig, Geschlechterstereotype zu bekämpfen und integrativere Arbeitsumgebungen zu schaffen. Es geht nicht nur darum, Frauen für diese Berufe zu gewinnen, sondern auch darum, sicherzustellen, dass sie sich dort ohne systemische Hindernisse entwickeln können und dass sie in diesem Bereich einen sicheren Platz haben. Ich ermutige alle, neugierig zu sein, an ihr Potenzial zu glauben und ihren Platz in diesen Karrieren einzufordern!
Cecilia: Einem jungen Mädchen würde ich vor allem sagen, dass es neugierig und ehrgeizig sein soll. Man sollte sich nicht von technischen und wissenschaftlichen Fächern einschüchtern lassen, die wie andere Disziplinen für jede(n) zugänglich sein können. Mathematik, Physik und Chemie sind Fächer, die einer präzisen Logik folgen und unser Interesse an den Gesetzen der Natur befriedigen können. Die Meteorologie ist keine exakte Wissenschaft, da es noch nicht gelungen ist, alle physikalischen Prozesse in der Atmosphäre im Detail zu beschreiben – deshalb finde ich meine Arbeit so faszinierend.
Cecilia: Für mich bedeutet Gleichstellung bei der Arbeit Gleichstellung in allen Bereichen: gleiche Chancen und gleiche Anerkennung von Kompetenzen und geleisteter Arbeit. Die grössten Herausforderungen haben meiner Meinung nach vor allem Frauen, die sich auch um die Familie kümmern. Teilzeitarbeit sowie Homeoffice können Müttern, aber auch Vätern, die sich der Familie widmen möchten, helfen. Zudem können sie Frauen die Möglichkeit geben, weiter in ihre Karriere zu investieren.
Alicia: Für mich bedeutet Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, dass jede/-r, unabhängig vom Geschlecht, Zugang zu den gleichen Karriere-, Gehalts- und Entwicklungsmöglichkeiten haben sollte. Darüber hinaus müssen Arbeitsmodelle so gestaltet werden, dass es allen möglich ist, Berufs- und Privatleben in Einklang zu bringen.
Alicia: Hier ist die gesamte Gesellschaft in der Verantwortung! Die Arbeitsorganisation zu überdenken, wäre eine Möglichkeit: die Aufteilung von Führungspositionen, flexible Arbeitszeiten und Teilzeitmöglichkeiten für Männer und Frauen. Wir Frauen sollten auf allen Ebenen mitreden können: Wir müssen uns gegen ausschliesslich männlich besetzte Gremien wehren, Expertinnen zu Wort kommen lassen, Diskriminierung anprangern, Frauen in ihrer beruflichen Entwicklung unterstützen und ihnen beispielsweise einen gleichberechtigten Zugang zu Entscheidungspositionen ermöglichen.
Cecilia: Ich denke, dass ein erster grosser Schritt darin besteht, das Bewusstsein zukünftiger Generationen zu schärfen, insbesondere durch die Beseitigung von Geschlechterstereotypen. Zum Beispiel können sowohl Männer als auch Frauen Pflegearbeit leisten, genauso wie Männer und Frauen sich mit Wissenschaft befassen können.

Cecilia: Sowohl im Arbeitsumfeld als auch in meiner Freizeit arbeite ich mit einigen Verbänden zusammen, die Veranstaltungen organisieren, um MINT-Fächer bei Mädchen zu fördern und Frauen zu ermutigen, eine Karriere in diesem Bereich einzuschlagen. Zudem bin ich der Meinung, dass in einer Zeit, in der Frauen in Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert sind, Wege gefunden werden müssen, um diesen Anteil zu erhöhen.
Alicia: Es ist wichtig, dass Frauen nicht von Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen ausgeschlossen werden. Eine kollaborative und vielfältige Führung ist ein grosser Vorteil für jede Organisation. Dies beinhaltet auch die Sichtbarkeit dieser Vielfalt bei externen und internen Veranstaltungen von MeteoSchweiz.