Über dem subtropischen Atlantik herrscht aktuell wieder Hurrikansaison. So entwickelte sich gestern über der Karibik der Hurrikan „Erin” aussergewöhnlich schnell zu einem tropischen Wirbelsturm der höchsten Kategorie 5. Mittlerweile zieht er als Hurrikan der Kategorie 4 nördlich an den karibischen Inseln vorbei und wird laut Prognosen vor der Ostküste der USA in Richtung Nordatlantik abdrehen. Dort soll er sich im Laufe der kommenden Woche von einem tropischen Wirbelsturm zu einem aussertropischen Tiefdruckgebiet umwandeln. Diese Umwandlung tropischer Wirbelstürme in aussertropische Tiefdruckgebiete stellt die Wettervorhersage immer wieder vor gewisse Herausforderungen, da viele unterschiedliche meteorologische Prozesse zur grossräumigen Wetterentwicklung beitragen. Wie eine solche Transformation vonstattengeht, haben wir bereits in früheren Blogs hier oder hier näher erläutert.
Eine Wettervorhersage für die Mittelfrist, also für einen Zeitraum von etwa 4 bis 10 Tagen, ist von Natur aus mit grösseren Unsicherheiten behaftet als eine Prognose für die Kurzfrist. Findet nun über dem Nordatlantik, dem Gebiet, aus dem unser Wetter typischerweise kommt, eine extratropische Umwandlung statt, wird die Wettervorhersage zusätzlich verkompliziert. Warum ist das so?
Deutlich wird: Die Umwandlung tropischer Wirbelstürme in aussertropische Tiefdruckgebiete wirkt wie ein „Chaos-Multiplikator” in der ohnehin schon komplexen Wettervorhersage. Bereits geringe Änderungen im Anfangszustand oder in der Entwicklung können grosse Auswirkungen auf die zukünftige Wetterentwicklung haben (siehe auch Schmetterlingseffekt).
In den Blogs der letzten Tage haben wir es bereits angedeutet. Nach einem oft sonnigen und sommerlichen Wochenbeginn zeichnet sich in der zweiten Wochenhälfte ein unbeständiger und kühlerer Wetterabschnitt ab. Die Prognose ist ziemlich sicher, die Ensembleprognose der Temperatur zeigt kaum Streuung, alle Modelllösungen liegen nah beieinander. Einzig die genaue Niederschlagsmenge ist noch unsicher, verbreitet nass wird es aber auf jeden Fall.
Ab dem Wochenende und vor allem im Laufe der letzten Augustwoche zeigt sich ein anderes Bild. Hier gehen die einzelnen Prognosen deutlich auseinander. Von unterkühltem Wetter bis zu einem Revival des Hochsommers scheint alles möglich, wobei die Mehrheit der Modelllösungen eine Erwärmung favorisiert. Im Schlepptau des ehemaligen Hurrikans „Erin” würde subtropische Warmluft in den Alpenraum geführt werden. Doch die Prognose steht auf wackligen Beinen. Die Unsicherheiten sind gross, nicht zuletzt aufgrund der oben genannten Faktoren.