Die Schweiz als Alpenland spürt die Auswirkungen des Klimawandels deutlich. Doch was können wir tun, um vorzubeugen und zu handeln? Um diese Frage zu beantworten, braucht es verlässliche und aktuelle Daten. Die Schweizer Klimaszenarien, entwickelt vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz gemeinsam mit der ETH Zürich und dem Center for Climate Systems Modeling (C2SM) unter dem Dach des National Centre for Climate Services (NCCS), bilden dafür die unverzichtbare wissenschaftliche Grundlage. Die Klimaszenarien zeigen die mögliche Zukunft des Schweizer Klimas bei verschiedenen globalen Erwärmungsniveaus. Sie zeigen den Klimazustand, der sich in der Schweiz einstellt, sobald die globale Durchschnittstemperatur auf 1,5 Grad Celsius (1,5-Grad-Welt), 2 Grad Celsius (2-Grad-Welt) oder 3 Grad Celsius (3-Grad-Welt) über dem vorindustriellen Temperaturniveau von 1871–1900 angestiegen ist.
Der Klimawandel zeigt sich in der Schweiz besonders deutlich und hat bereits messbare Auswirkungen.

Seit vorindustrieller Zeit hat sich die globale Temperatur bis zur Referenzperiode 1991–2020 um 0,9 Grad Celsius erhöht. Seither sind die Werte weiter gestiegen und liegen heute 1,3 bis 1,4 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau – fast auf Höhe der vereinbarten Klimazielen. Die Folgen dieses Anstiegs zeigen sich regional unterschiedlich. Über fast allen Kontinenten ist die Erwärmung stärker als im globalen Mittel, da sich Landmassen schneller erwärmen als Ozeane. Die Schweiz mit ihrer komplexen Topografie gehört zu den besonders betroffenen Regionen: Hier beträgt die Erwärmung rund 2 Grad Celsius bis zur Referenzperiode 1991–2020 und etwa 2,9 Grad Celsius bis 2024. Auch in Zukunft wird der Temperaturanstieg in der Schweiz deutlich ausgeprägter sein als im globalen Mittel. Steigt die mittlere Temperaturerwärmung global um 1,5 Grad Celsius, sind es in der Schweiz 2,9 Grad Celsius. Steigt sie global um 3 Grad Celsius, sind es in der Schweiz 4,9 Grad Celsius.
Die Höchsttemperaturen in der Schweiz steigen erheblich stärker als die Durchschnittstemperaturen. Extreme Hitzeereignisse treten häufiger und intensiver auf. Besonders in tiefen Lagen und städtischen Gebieten hat die Belastung durch extreme Hitze bereits deutlich zugenommen. Diese Entwicklung wird sich auch in Zukunft fortsetzen.

Die starke Erwärmung in der Schweiz führt zu mehr Hitzeextremen und neuen Hitzerekorden. Temperaturen, die früher selten und extrem waren, treten heute deutlich häufiger auf. Hitzetage mit mindestens 30 Grad Celsius kommen inzwischen viel häufiger vor. Auch Tropennächte, in denen es nicht unter 20 Grad Celsius abkühlt, nehmen zu. Besonders in Städten ist die Hitzebelastung ausgeprägt, da der Wärmeinseleffekt die nächtliche Abkühlung verringert. Die wärmste Nacht hat in der Schweiz bis 1991-2020 um 3,2 °C seit 1901 zugenommen und wird in einer 3-Grad-Welt um weitere 3,8 °C zunehmen.
In den letzten drei Jahrzehnten sind die Böden in der Schweiz im Sommer zunehmend trockener geworden. Sommertrockenheit und wetterbedingte Waldbrandgefahr werden mit dem Klimawandel weiter zunehmen.

In der Schweiz hat die Bodenfeuchte im Sommer seit den Achtzigerjahren laut beobachtungsbasierten Datensätzen um rund 5 bis 10 Prozent abgenommen. Dafür sind mehrere Faktoren verantwortlich:
Diese Entwicklungen begünstigen die sommerliche Austrocknung der Böden und wirken sich zunehmend negativ auf Wasserversorgung, Landwirtschaft und Ökosysteme aus. In Zukunft wird sich der Trend zu trockeneren Sommern fortsetzen. Verantwortlich sind sowohl ein weiterer Rückgang der Niederschläge als auch eine schnellere Austrocknung der Böden durch wärmere und trockenere Luft. Trotz dieser Entwicklung wird es weiterhin feuchte Sommer geben, allerdings seltener. Eine Sommertrockenheit, die heute einmal in 10 Jahren vorkommt, wird in einer 3-Grad-Welt um 44% intensiver ausfallen.
Starkniederschlagsereignisse treten heute häufiger auf und sind intensiver als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit dem Klimawandel muss die Schweiz in Zukunft in allen Jahreszeiten mit einer weiteren Zunahme von Starkniederschlägen rechnen.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat in der Schweiz die Intensität und Häufigkeit von Starkniederschlägen zugenommen, besonders im Sommer. Kurz andauernde Ereignisse, etwa über zehn Minuten, zeigen dabei einen stärkeren Anstieg als länger andauernde Ereignisse.
Mit jedem Grad Erwärmung kann die Luft 6 bis 7 Prozent mehr Wasser aufnehmen, wodurch Starkniederschläge heftiger ausfallen. Auch künftig ist mit einer weiteren Zunahme der Intensität und Häufigkeit solcher Ereignisse in allen Jahreszeiten zu rechnen. Ein Starkniederschlagsereignis, das heute einmal in 50 Jahren auftritt, wird in einer 3-Grad-Welt um etwa 11% stärker ausfallen. Diese Zunahme von Starkniederschlägen schliessen eine gleichzeitige Abnahme der gesamten Niederschlagsmenge nicht aus: Es regnet zwar seltener, dafür fallen bei einzelnen Ereignissen grössere Regenmengen in kurzer Zeit.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Nullgradgrenze in der Schweiz stark angestiegen. Vermehrt fällt Niederschlag auch in höheren Lagen als Regen statt als Schnee. In der Folge nimmt die Schneebedeckung insgesamt ab und das Schmelzen von Schnee und Eis wird begünstigt. Diese Entwicklung wird sich künftig weiter verschärfen.

Die steigenden Temperaturen haben die Winterlandschaft der Schweiz im vergangenen Jahrhundert sichtbar verändert. Um 1900 lag die Nullgradgrenze im Winter noch auf rund 420 Metern über Meer, also etwa auf der Höhe von Zürich. In der Referenzperiode erreichte sie bereits etwa 900 Meter, die Höhe von Einsiedeln. In einer 3-Grad-Welt würde die winterliche Nullgradgrenze um weitere 550 Meter steigen.
Auch im Sommer steigt die Nullgradgrenze weiter an und fördert das Schmelzen von Schnee und Eis selbst auf den höchsten Alpengipfeln. Je nach eintreffendem globalen Erwärmungsniveau gibt es eine Zunahme des Winterniederschlags um 11 bis 14 Prozent. In tieferen Lagen fällt dieser jedoch immer häufiger als Regen statt als Schnee. Der Schneeanteil am Winterniederschlag wird mit weiter steigenden Temperaturen weiter abnehmen.

Wie stark und wie schnell sich das Klima weiter verändert, hängt davon ab, wie viele Treibhausgase in Zukunft durch menschliche Aktivitäten ausgestossen werden. Um die vereinbarten Klimaziele zu erreichen, muss die Weltgemeinschaft ihre Emissionen schnell und deutlich senken. Jede Reduktion vermindert die Auswirkungen, auch in der Schweiz. Gleichzeitig müssen sich alle an die Veränderungen anpassen, wobei das Ausmass der Auswirkungen den Umfang von Anpassungsmassnahmen bestimmt.
Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz hat das Mandat des Bundesrates, regelmässig Klimaszenarien zu erstellen. In diesem Rahmen sind die Klimaszenarien 2025 entstanden. Sie liefern Entscheidungsträgern Planungsgrundlagen für den Klimaschutz und Anpassungen an den Klimawandel. Die Szenarien richten sich an Nutzerinnen und Nutzer aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft und sind für die Anwendung anschaulich und quantitativ aufbereitet.
Entwickelt wurden die Klimaszenarien 2025 vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz, der ETH Zürich und dem Center for Climate Systems Modeling C2SM mit Beiträgen der Universität Bern (Oeschger-Zentrum für Klimaforschung OCCR) und der Universität Lausanne, umgesetzt unter dem Dach des National Centre for Climate Services NCCS.