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Wie Warnungen vor Unwettern erarbeitet werden

MeteoSchweiz und weitere Fachstellen des Bundes arbeiten bei den Warnungen vor Naturgefahren eng zusammen. Das macht es möglich, Einsatzkräfte, Krisenstäbe und auch die Bevölkerung rechtzeitig mit den relevanten Informationen versorgen zu können.

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Warnungen können Schäden bei extremen Naturereignissen deutlich reduzieren, wenn sie frühzeitig, verständlich und mit möglichst hoher Präzision zu den Behörden und zur Bevölkerung gelangen. Dadurch können Menschen sich vor dem Eintritt eines gefährlichen Ereignisses rechtzeitig in Sicherheit bringen und Sachwerte geschützt werden.

Welche Fachstellen vor Naturgefahren warnen

Vier Fachstellen des Bundes sind bei Warnungen vor Naturgefahren beteiligt:

  • MeteoSchweiz (warnt vor Unwettern)
  • Bundesamt für Umwelt (warnt vor Hochwasser und Waldbrand)
  • WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung (warnt vor Schnee und Lawinen)
  • Schweizerischer Erdbebendienst (warnt vor Erdbeben)

Die Fachstellen sind zum Lenkungsausschuss Intervention Naturgefahren (LAINAT) zusammengeschlossen und arbeiten eng zusammen. Das ist gerade bei umfassenden Ereignissen wie Niederschlag mit nachfolgender Hochwassergefahr sehr wichtig. Die Warnungen dieser Fachstellen werden auf dem Naturgefahrenportal, der Website von MeteoSchweiz (Warnkarte) und der MeteoSchweiz-App veröffentlicht.

Wie die Warnausgabe bei grossen Ereignissen abläuft

Drohen Unwetter, alarmiert die MeteoSchweiz-Wetterzentrale die Einsatzorganisation EO Met. Ihr gehören Fachleute aus den Bereichen Wetter, Klima und Kommunikation von MeteoSchweiz an. Bei stärkeren Ereignissen (auf der fünfstufigen Skala) meist ab Stufe 4 - grosse Gefahr) kommt der Fachstab Naturgefahren zum Einsatz, falls mehrere Gefahren gleichzeitig drohen. Der Fachstab besteht aus Mitgliedern der verschiedenen Fachstellen; von MeteoSchweiz ist die Einsatzorganisation beteiligt. Die im Fachstab zusammengeschlossenen Fachstellen koordinieren ihre Warnungen und erstellen gemeinsame Naturgefahrenbulletins sowie Medienmitteilungen, die auch auf dem Naturgefahrenportal veröffentlicht werden.

Über die Nationale Alarmzentrale werden die gemeinsamen Warnungen, Bulletins und Berichte verbreitet. Sie dienen den Behörden – kantonalen Führungsstäben, Einsatzorganisationen und Naturgefahrenspezialisten – als Entscheidungsgrundlage, um vorsorgliche Massnahmen zu ergreifen und die Situation zu bewältigen.

Zeichnet sich ein besonders schwerwiegendes Naturgefahrenereignis von überregionalem Ausmass ab, können die Ämter eine sogenannte «Single Official Voice»-Warnung herausgeben. Diese wird unter den zuständigen Fachstellen koordiniert, als Warnung des Bundes erkennbar gemacht und als leicht verständlicher und einheitlicher Gefahrenhinweis verbreitet. Die SRG und die kommerziellen konzessionierten Radio- und Fernsehveranstalter sind gesetzlich verpflichtet, diese Warnungen zu veröffentlichen.

Korrekte Warnungen und Fehlalarme

Unwetterereignisse bezüglich Ort und Zeit präzise vorherzusagen und davor zu warnen, ist mit viel Aufwand verbunden. Mithilfe hochauflösender numerischer Vorhersagemodelle beurteilen Meteorologinnen und Meteorologen die Intensität und Eintreffwahrscheinlichkeit des zu erwartenden Ereignisses. Auch mögliche Vergleichsfälle aus der Vergangenheit werden verwendet.

Das Ziel besteht zum einem darin, vor möglichst vielen Ereignissen korrekt zu warnen, das heisst eine hohe Trefferquote zu erreichen. Zum andern sollen möglichst wenig überflüssige Warnungen, das heisst Fehlalarme, ausgeben werden, weil diese unnötige Kosten verursachen. Die beiden Ziele stehen in einem gewissen Widerspruch zueinander. Wird eine Trefferquote von gegen 100 Prozent angestrebt, steigt das Risiko, zu viele unnötige Warnungen auszugeben. Soll der Anteil an Fehlalarmen nahe bei 0 Prozent liegen, ist damit meist eine tiefere Trefferquote verbunden; in diesem Fall würde vor vielen Ereignissen nicht gewarnt, was höhere Schäden zur Folge hätte.

Bei Unwetterwarnungen eine Trefferquote von 86%

Die langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit den Behörden hat gezeigt, dass eine durchschnittliche Trefferquote von mindestens 85 Prozent und ein Anteil an Fehlalarmen von maximal 30 Prozent als zweckmässig erscheint. Die Warnungen werden nach genauen Schwellwerten überprüft. Diese Vorgaben übertrifft MeteoSchweiz: Die durchschnittliche Trefferquote für Unwetterwarnungen liegt bei 86 Prozent, der Anteil an Fehlalarmen bei 20 Prozent. Die Kombination dieser beiden Kennzahlen zeigt, dass bei Unwetterwarnungen ein optimales Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen vorliegt.

Warnungen auf der Warnkarte und der MeteoSchweiz-App

MeteoSchweiz warnt vor Wind, Gewitter, Regen, Schnee, Strassenglätte, Hitze und Frost. Die Warnungen werden für 159 Warnregionen und 51 Warnobjekte (Seen und Flughäfen) erstellt. Die Behörden erhalten zudem eine Vorwarnung, wenn ein signifikantes Ereignis ab der Warnstufe 3 mit genügend Sicherheit (Wahrscheinlichkeit von 40-70%) und einem Vorlauf von bis zu drei Tagen erwartet wird.

Auf der Warnkarte lassen sich die Unwetterwarnungen und Warnungen vor weiteren Naturfahren wie Hochwasser, Waldbrand oder Lawinen anzeigen. Mit der MeteoSchweiz-App können die Warnungen für beliebige Orte und Gefahrenarten als automatische (Push-)Meldungen abonniert werden. Unwettergefahren mit einer geringeren Eintretenswahrscheinlichkeit werden in den betroffenen Gebieten schraffiert dargestellt.