Inhaltsbereich

Warnungen enthalten neu genauere Informationen zu Auswirkungen und Massnahmen

MeteoSchweiz-Blog | 09. Juli 2023
9 Kommentare

MeteoSchweiz informiert über Unwetter wie Hitze, Regen oder Sturm. Wichtig ist aber auch, dass betroffenen Personen dabei geholfen wird, die richtigen Schutzmassnahmen zu treffen. Seit Juni 2023 integriert MeteoSchweiz im Rahmen des Programms OWARNA2 daher Informationen zu möglichen Auswirkungen und Verhaltensempfehlungen in die Warnungen.

  • Über uns

Fussbereich

Top Bar Navigation

Alle Schweizer BundesbehördenAlle Schweizer Bundesbehörden

Stellen Sie sich vor, Sie machen ein Blutbild beim Arzt. Anstatt nur die Laborwerte zu erhalten, wollen sie vor allem auch wissen, was diese Werte für Sie bedeuten, welche Auswirkungen sie auf Ihren Körper haben und was Sie für Ihre Gesundheit tun können.

Ähnlich ist es beim Wetter. Bisher haben unsere Warnungen fast ausschliesslich meteorologische Informationen erhalten darüber, wie das Wetter wird – so z.B. die erwartete Windgeschwindigkeit in Kilometern pro Stunde (km/h). Dies soll sich zukünftig ändern. Denn den meisten Menschen fehlt es an ausreichend Hintergrundwissen, um die meteorologischen Informationen in mögliche Folgen zu übersetzen und um daraus die benötigten Schutzmassnahmen abzuleiten. Ein Beispiel: Bei Windspitzen von 90-110 km/h können bereits einzelne Bäume umstürzen.

Von «Wie wird das Wetter» zu «Was macht das Wetter» und «Was kann ich tun?»

Dies trifft nicht nur auf Laien zu. Auch für Personen, die beruflich mit Unwetterereignissen zu tun haben, ist es teilweise schwierig abzuschätzen, wie sich diese auswirken könnten. Das haben wir in einer ausführlichen Befragung mit Vertretenden aus kantonalen Führungsstäben und Einsatzorganisationen herausgefunden. So sagt beispielsweise ein Mitarbeiter einer grossen Einsatzzentrale: «Wir wollen nicht wissen, wie viele Millimeter Regen fallen werden, sondern wir wollen wissen, was passieren kann».

Wissenschaftlich fundierte Änderungen

Doch wie lassen sich Informationen zu möglichen Auswirkungen und Verhaltensempfehlungen am besten in der Warnung kommunizieren? Warnungen können nur eine begrenzte Menge an Informationen enthalten. Zudem empfangen wir sie oft während täglichen Aktivitäten zusammen mit einer Vielzahl von anderen Information. Die Entscheidung, ob eine Information als wichtig erachtet wird, wird oft nur innerhalb weniger Millisekunden getroffen.

Wie werden Informationen zu möglichen Folgen und Massnahmen in einer so kurzen Zeit wahrgenommen im Vergleich zu anderen in einer Warnung enthaltenen Informationen? Welche Information sollte an erster Stelle stehen?

Online-Befragung durchgeführt

Um diese Fragen zu beantworten, haben wir 2021 durch das Institut LINK eine Onlinebefragung mit einer für die Schweiz repräsentativen Stichprobe durchführen lassen. Hier haben wir die Wirkung unterschiedlicher Textbausteine einer Warnung auf die spontane, unterbewusste Wahrnehmung der Teilnehmenden getestet. Auch die bewusste Wirkung der Warnung haben wir über eine Frage zur Handlungsbereitschaft erhoben.

Unsere Ergebnisse haben gezeigt: Verhaltensempfehlungen oder Aussagen zu möglichen Auswirkungen führen eher dazu, dass die Warnung spontan als persönlich relevant und verständlich wahrgenommen wird und zu einer Handlungsabsicht führt, als z.B. physikalische Angaben zum Unwetter wie die Regenmenge in Millimetern. Das spricht dafür, dass in einer Warnung mögliche Auswirkungen und Verhaltensempfehlungen an erster Stelle noch vor meteorologischen Informationen stehen sollten.

Auch andere sozialwissenschaftlichen Studien bestätigen unsere Ergebnisse, wie z.B. eine repräsentative Umfrage mit der deutschen Bevölkerung.

Was ändert sich jetzt?

Seit Mitte Juni 2023 werden unsere Warnungen auch Sätze zu möglichen Auswirkungen und Verhaltensempfehlungen enthalten. Wie das konkret aussehen wird und sich im Vergleich zu den bisherigen Warnungen unterscheidet, ist in Abbildung 2 beispielhaft zu sehen. Mit der Anpassung folgen wir auch anderen nationalen Wetterdiensten wie etwa dem österreichischen Wetterdienst GeoSphere, die bereits Sätze zu Auswirkungen und Handlungsoptionen in ihre Warnungen integriert haben.

Die Informationen, die wir dafür nutzen, waren auch vor der Umstellung auf der MeteoSchweiz-Webseite (unter Erläuterungen der Gefahrenstufen und Verhaltensempfehlungen) und dem Naturgefahrenportal verfügbar. Mit unserer Änderung platzieren wir eine Auswahl von 1-3 Sätzen prominent in unsere Warnung, so dass die Informationen zu «Was kann passieren?» und «Was kann ich tun?» direkt in der Warnung ersichtlich sind. Die Sätze werden von den Meteorologinnen und Meteorologen je nach Situation für die Warnung ausgewählt und können sich somit je nach Unwetterereignis leicht unterscheiden.

Informationen und Anweisungen der lokalen Behörden beachten

Es ist zu beachten, dass die Informationen zu möglichen Folgen und Massnahmen von MeteoSchweiz sehr allgemein gehalten sind. In manchen Fällen verfügen die Kantone bzw. Gemeinden über detailliertere Informationen zu lokalen Auswirkungen, die sie über Alertswiss verbreiten können. Ausserdem können die Behörden auf Ebene Kanton bzw. Gemeinde Verhaltensanweisungen im Ereignisfall anordnen, die in jedem Fall zu befolgen sind. In den Warnungen von MeteoSchweiz hingegen handelt es sich ausschliesslich um Verhaltensempfehlungen.

Die Weiterentwicklung unseres Warnsystems

Die hier beschriebenen Anpassungen sind nur ein Schritt von vielen hin zu optimierten Warnungen im Rahmen von OWARNA2@MCH. Weitere geplante Neuerungen sind neben der Erhöhung der Verständlichkeit der Warnungen eine systematischere Kommunikation der Unsicherheit der Warnung, ein technisch und meteorologisch optimierter Produktionsprozess, sowie mehr Beratungsdienstleistungen für Behörden.

Bei all diesen Entwicklungsprozessen ist es für uns zentral, die Neuerungen an den Bedürfnissen unserer Empfängerinnen und Empfänger auszurichten. Um dies sicherzustellen, haben wir einerseits im Oktober 2022 im Rahmen einer Pilotphase begonnen, standardisierte Umfragen nach einem Unwetter mit der betroffenen Bevölkerung durchzuführen. Andererseits arbeiten wir seit September 2022 mit einer Arbeitsgruppe aus kantonalen Vertretern und Vertreterinnen zusammen, mit denen wir spezifische Fragestellungen zur Weiterentwicklung unseres Warnsystems direkt behandeln.