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Die Qualität unserer Unwetterwarnungen im Jahr 2022

MeteoSchweiz-Blog | 22. November 2023
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MeteoSchweiz berichtet jährlich im Rahmen des Integrierten Aufgaben- und Finanzplans des Bundes dem Bundesrat und dem Parlament über die Qualität der Unwetterwarnungen. In diesem Blogbeitrag erläutern wir die Werte für das vergangene Jahr 2022.

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MeteoSchweiz warnt die Bevölkerung sowie die Behörden vor den Gefahren des Wetters. Unser Anspruch dabei ist es, die Öffentlichkeit sowie unsere Partner/-innen mit möglichst präzisen und frühzeitigen Informationen zu bevorstehenden Unwettern zu beliefern. Diese und weitere wichtige Aufgaben von MeteoSchweiz sind im Bundesgesetz über die Meteorologie und Klimatologie (MetG) und in der Bevölkerungsschutzverordnung (BevSV) festgehalten.

Wie verifizieren wir unsere Warnungen?

Um die Qualität unserer Unwetterwarnungen der Stufen 3, 4 oder 5 objektiv zu messen, werden flächige Warnereignisse, die in einem Gebiet von regionaler Grösse stattfinden, nach vordefinierten Kriterien verifiziert. Dazu zählen Ereignisse wie Wind, Regen, Schnee, vereisender Regen oder Hitze. Jede Warnstufe ist an Schwellenwerte gebunden, die zum Teil regionale und höhenabhängige Unterschiede aufweisen (weitere Informationen dazu im Beitrag zu den Erläuterungen der Gefahrenstufen).

Die kurzfristigen und lokalen Gewitterwarnungen werden separat verifiziert, da sie sich in Bezug auf Ereignisdauer, räumliche Ausdehnung und Vorhersagbarkeit deutlich von den anderen Unwettern unterscheiden.

Warnereignisse werden primär in Bezug auf die vorhergesagten Grössen (Regenmengen, Neuschneesummen, Windböen, etc.) bewertet, indem diese mit den tatsächlich eingetroffenen Werten verglichen werden. Ausserdem wird geprüft, ob der Zeitraum, in dem gewarnt wurde, das Ereignis auch tatsächlich zeitlich korrekt abdeckte oder nicht.

Bezüglich der räumlichen Verifikation wird eine Warnung als «Treffer» gewertet, wenn mehr als die Hälfte der gewarnten Fläche die Kriterien erfüllt. Das bedeutet, dass die in einer Warnung vorhergesagten Böenspitzen, Neuschnee- oder Regenmengen nicht zwangsläufig überall im gewarnten Gebiet eintreffen müssen, um eine Warnung als «Treffer» zu bewerten. Umgekehrt fliesst auch ein Unwetterereignis, für das keine Warnung ausgegeben wurde, als «verpasstes» Ereignis in die Bewertung.

Die Unwetterereignisse ab Warnstufe 3 werden wie folgt analysiert:

  • A: die Warnung war korrekt («Treffer»)
  • B: die Warnung war unnötig («Falschalarm»)
  • C: das Ereignis wurde verpasst (es trat ein Ereignis auf, das jedoch nicht oder nur ungenügend bewarnt wurde)
  • D: es gab weder ein Ereignis noch eine Warnung

Aus den Klassifikationen aller Ereignisse werden die folgenden Qualitätsmerkmale ermittelt:

  • Trefferquote POD = A/[A+C]
  • Falschalarmquote FAR = B/[A+B]

Die Trefferquote gibt den Anteil an korrekten Warnungen, die Falschalarmquote den Anteil an unnötigen Warnungen wieder. Eine Trefferquote, beispielsweise über ein Jahr betrachtet, von 100% und eine Falschalarmquote von 0% würde also einer perfekten Warnleistung entsprechen.

Mit den kantonalen Behörden wurden minimale Qualitätsanforderungen unserer Unwetterwarnungen vereinbart. Demnach muss über ein Jahr betrachtet die Trefferquote mindestens 85% betragen, und die Falschalarmquote darf 30% nicht übersteigen.

Warnleistung des vergangenen Jahres 2022

Die Anzahl an Unwetterereignissen im 2022 war im Vergleich zum langjährigen Mittelwert unterdurchschnittlich. Die Qualitätsanforderungen bezüglich den Unwetterwarnungen wurden im letzten Jahr mit einer Falschalarmquote von 23% und einer Trefferquote von 92% dennoch deutlich erfüllt.

Das Jahr 2022 war einerseits geprägt von einer landesweiten Trockenheit. Nach niederschlagsarmem Winter und Frühling brachte der ebenfalls trockene Sommer 2022, der als zweitwärmster seit Messbeginn in die Geschichte einging, drei markante Hitzewellen. Insbesondere Teile der Alpensüdseite registrierten im August eine aussergewöhnlich lange Hitzewelle von bis zu 14 Tagen.

Markantere Regenereignisse datierten einerseits vom 19. August 2022, wo es in Teilen der Ostschweiz Überflutungen und Hochwasser gab, und andererseits vom 7./8. September 2022, wo auf der Alpensüdseite ergiebige Niederschläge registriert wurden mit lokalen Rekordwerten bei den 6- und 12-stündigen Regenmengen.

Kontinuierliche Verbesserung und Weiterentwicklung der Warnungen

Das aktuelle Warnsystem von MeteoSchweiz ist seit einigen Jahren in Betrieb. Um die ständig wachsenden Anforderungen von Bedürfnissen aus der Öffentlichkeit und von den Behörden weiterhin zu erfüllen, arbeitet MeteoSchweiz seit 2020 an einer neuen Generation von Unwetterwarnungen. Eine Warnung zeigt nur Wirkung, wenn sie verstanden und beachtet wird. Bei der gesamtheitlichen Erneuerung des Warnsystems spielen deshalb die gewonnenen Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Behörden sowie der Öffentlichkeit eine zentrale Rolle.

Beispielsweise wurde der direkte Austausch zwischen den Meteorologinnen und Meteorologen von MeteoSchweiz und den Behörden mit der Einführung einer Videokonferenz bei Unwetterereignissen verbessert. Daneben arbeitet MeteoSchweiz auch an einer neuen Generation von Wetter- und Klimamodellen.

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