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Wie fotografiert man einen Blitz?

MeteoSchweiz-Blog | 22. Mai 2024
14 Kommentare

Blitzfotos sehen meist sehr spektakulär und faszinierend aus. Wie hält man ein Naturschauspiel, das sich innert Sekundenbruchteilen abspielt, fotografisch fest? Drückt die Person hinter der Kamera einfach zum richtigen Zeitpunkt auf den Auslöser?

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Blitzfotos – Zufallsbilder oder mit Trick 77?

Der heutige Blogger fotografiert leidenschaftlich gerne Blitze. Als Meteorologe würde er natürlich gerne vorhersagen, wo der nächste Blitz einschlägt, damit er seine Kamera in aller Seelenruhe einstellen und ausrichten kann. Aber das kann er natürlich nicht (falls der Meteorologe oder die Meteorologin Ihres Vertrauens etwas anderes behauptet: etwas Skepsis gegenüber dessen oder deren Vorhersage wäre durchaus angebracht 😊).

Die allermeisten Blitzfotos entstehen nicht dadurch, dass genau zum richtigen Zeitpunkt die Kamera ausgelöst wird. Das so entstehende Blitzfoto wäre bei einem Ereignis, das meist nur wenige Hundertstelsekunden dauert, in die Kategorie «Zufall» einzuordnen. Möglich war das vielleicht beim zeitlich bisher längsten Blitz. Dieser dauerte ganze 17 Sekunden und ereignete sich am 18. Juni 2010 in Südamerika.

Blitzfotografinnen und -fotografen behelfen sich ansonsten der Langzeitbelichtung, quasi dem Trick 77. Dafür braucht es, siehe da, eine Kamera! Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob es sich um eine Spiegelreflex-, eine System-, eine Bridge- oder um eine Kompaktkamera handelt. Sogar das Handy kann mit einer entsprechenden App Blitze fotografieren. Damit kennt sich der Blogger aber nicht aus.

Kamera manuell einstellen

Viel wichtiger ist, dass Parameter wie ISO (Lichtempfindlichkeit des Bildsensors), Blende, Belichtungszeit und Fokus an der Kamera manuell einstellbar sind. Zudem sollte die Brennweite des Objektivs eher kurz sein, z.B. 24 mm (Kleinbildäquivalent). Ausser Sie wollten den längsten Blitz ablichten, der jemals registriert wurde. Am 7. Februar 2022 erstreckte sich nämlich ein Blitz von 767 km Länge (ungefähr die Strecke Zürich – London) über die US-Staaten Texas, Louisana und Mississippi. Da reicht natürlich auch das weitwinkligste Objektiv nicht aus.

Weil man die Kamera bei wenig Umgebungslicht (nachts) über längere Zeit (z.B. 20 bis 30 Sekunden) belichten lässt, ist ein Stativ Pflicht. Ausser Sie haben eine extrem ruhige Hand, was der Blogger in der für ihn aufregenden Situation nicht hat 😊. Nützlich kann auch ein Fernauslöser oder eine Auslöseverzögerung sein, damit die Kamera beim Drücken des Auslösers nicht verwackelt. In der Nacht ist dies jedoch kein grosses Problem.

Jetzt braucht es nur noch ein Gewitter und etwas Glück, dass sich ein Blitz im gewählten Bildausschnitt ereignet, während die Kamera belichtet. Und dass es am Standort idealerweise nicht regnet. Typische Kameraeinstellungen können zusammengefasst folgendermassen aussehen (bei Blitzfotografie in der Nacht):

  • ISO: eher tiefe Werte reichen meist aus, 100 bis 400
  • Belichtungszeit: abhängig von gewählter ISO und Blende, meist 20 bis 30 Sekunden (je länger man belichtet, desto höher ist die Chance, dass in dieser Zeit ein Blitz einschlägt)
  • Fokus: manueller Fokus, auf «unendlich» ∞ eingestellt
  • Brennweite: je weitwinkliger, desto grösser das Blickfeld (aber desto kleiner erscheint der Blitz auf dem Foto), 17 bis 50 mm (Kleinbildäquivalent)
  • Blende: oft zwischen f/4 und f/8
  • Weitere Kameraeinstellungen: Auslöseverzögerung einschalten (1-3 Sekunden), Bildstabilisator ausschalten, RAW-Bildformat (falls das Bild nachbearbeitet werden soll)

Blitze tagsüber fotografieren

Auch während des Tages sind Blitzfotos möglich. Allerdings braucht es dann ein weiteres Hilfsmittel in Form eines sogenannten Neutraldichtefilters, welcher auf der Objektivlinse angebracht wird. Ein solcher Filter lässt nur wenig Licht hindurch, sodass auch tagsüber länger belichtet werden kann. Nützlich ist ein sehr dunkler Filter, wie beispielsweise ein ND1000 (bzw. ND3.0) Filter. Dieser lässt nur 0.1 % des Lichteinfalls durch. Es kann somit 1000 Mal länger belichtet werden als ohne Filter.

Wohin, um Blitzfotos zu schiessen?

Die besten Chancen in der Schweiz Blitze zu fotografieren haben Sie im Tessin. Dort ist die Blitzhäufigkeit – wenig überraschend – in den Sommermonaten (vor allem Juli und August, auch nachts) am grössten. Auf der Alpennordseite treten den Voralpen entlang sowie im Jura relativ häufig Gewitter auf (eher Juni und Juli). Mehr Informationen dazu finden Sie auf der Seite Gewitter- und Blitzhäufigkeit in der Schweiz. Wie es weltweit aussieht, können Sie auf der Seite Die blitzreichsten Regionen der Welt nachlesen.

Aber Achtung!

Es sei an dieser Stelle unbedingt erwähnt, dass Blitze fotografieren nicht ungefährlich ist! Wählen Sie Ihren Standort mit Bedacht und lassen Sie das Gewitter nicht zu nahe herankommen. Gut zu wissen ist zudem, dass Blitze auch relativ weit entfernt vom Gewitterzentrum in die Erde einschlagen können. Der Blogger wünscht Ihnen ein erfolgreiches und sicheres Fotografieren.