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Ein Praktikum bei der MeteoSchweiz und wie sich die Vorhersage zum Norddeutschen Tiefland unterscheidet
MeteoSchweiz-Blog | 06. Mai 2025

Wetter kennt keine Grenzen. Daher stehen unter anderem der Deutsche Wetterdienst und die MeteoSchweiz in regem Austausch – sowohl was meteorologische Daten als auch fachliche Expertise angeht. Seit dem Montag letzter Woche habe ich, Meteorologiestudent beim Deutschen Wetterdienst, die tolle Möglichkeit in einem für zwei Wochen angelegten Praktikum bei der MeteoSchweiz den Schweizer Kolleginnen und Kollegen im operationellen Dienst über die Schulter zu schauen.

Ein Meteorologe sitz am Arbeitsplatz
Einarbeitung in das aktuelle Wettergeschehen am Arbeitsplatz eines Meteorologen (Bild: MeteoSchweiz)
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Seit dem September 2022 studiere ich bei dem Deutschen Wetterdienst in Langen bei Frankfurt am Main Meteorologie und befinde mich aktuell im dritten und somit letzten Jahr meiner Laufbahnausbildung an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung im gehobenen naturwissenschaftlichen Dienst, mit dem Ziel, Meteorologe zu werden. Im derzeitigen Studienabschnitt wurde uns Studenten die Möglichkeit gegeben, für zwei Wochen in internationalen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der MeteoSchweiz am Flughafen in Zürich zu treten.

Wozu ein internationales Praktikum?

Das Praktikum erfüllt verschiedene nützliche Zwecke. So lassen sich durch den Austausch auf praktische Art und Weise Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Deutschen Wetterdienst sowie der MeteoSchweiz aufzeigen. Aufgrund der unterschiedlichen Grösse sowie orographischen Gliederung der beiden Länder, sind Unterschiede in der Strategie zur Wettervorhersage, trotz des gleichen fachlichen Feldes und der gleichen dahintersteckenden Physik, vorprogrammiert. Betroffen sind davon beispielsweise das Warnkonzept oder unterschiedliche nationale Produkte, die an die klimatologischen und orographischen Gegebenheiten angepasst sind. Darüber hinaus bietet ein solches Praktikum neben einem Austausch über die Arbeitsweisen im Deutschen Wetterdienst und der MeteoSchweiz auch erste Erfahrungen im operationellen Dienst - auch in Verbindung mit Schichtarbeit. Ebenfalls kann eine Vertiefung der Erstellung von international einheitlichen Produkten im Flugwetterdienst oder ein berufspraktisches Training in der nationalen Wettervorhersage erfolgen.

Aber auch der kollegiale Austausch darf natürlich nicht zu kurz kommen. So konnte ich, aufgewachsen östlich von Hannover im flachen Niedersachsen, zu Beginn des Praktikums erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass das Züricher Umland tatsächlich als Flachland betitelt wird. Im Verhältnis zu den Alpen mag das sicherlich stimmen – führte bei ersten Gesprächen aber zur ein oder anderen lustigen Situation, da ich diese Landschaft aus meiner Erfahrung bereits als bergig bezeichnen würde! Auch Unterhaltungen über persönliche Erfahrungen in der Wettervorhersage oder örtliche Auffälligkeiten im alpinen Raum, welcher bei uns in Deutschland ja einen recht geringen Anteil ausmacht, erwiesen sich als sehr nützlich.

Webcam der Gemeinde Elgg am 22. April 2025, Blick über das Schweizer "Flachland" in Richtung Süden
Webcam der Gemeinde Elgg am 22. April 2025, Blick über das Schweizer "Flachland" in Richtung Süden (Bild: Roundshot.com)
Blick über das Norddeutsche Tiefland über die Gemeinde Sassenburg, Ortsteil Grussendorf, in Richtung Nordwesten.
Blick über das Norddeutsche Tiefland über die Gemeinde Sassenburg, Ortsteil Grussendorf, in Richtung Nordwesten. (Bild: Ole Müller-Susemihl)

Unterschiede der Wettervorhersage im alpinen Raum und im Norddeutschen Tiefland

Hilfreich für den internationalen Austausch ist, dass sowohl die MeteoSchweiz als auch der Deutsche Wetterdienst die Visualisierungssoftware NinJo im operationellen Dienst verwenden, was daran liegt, dass NinJo in Zusammenarbeit der nationalen Wetterdienste von Dänemark, Deutschland, Kanada, der Schweiz sowie des Wetterdienstes der Deutschen Bundeswehr entwickelt wurde.

Während sich das Wetter in Norddeutschland unter maritimem Klima meistens recht einheitlich darstellt, lässt sich die Wetterentwicklung in den Alpen häufig durchaus als komplex beschreiben.

Der Wind kommt in Norddeutschland dank der Lage in der Westwindzone häufig aus Westen – oder zumindest aus einer einheitlichen Richtung. Aufgrund der flachen Landschaft ist es zudem insgesamt häufig windig, da der Wind nur wenig durch Bodenreibung gebremst wird. Dies hat auch zur Folge, dass Fronten meistens zügig über das Land hinwegziehen und wirklich langanhaltende Niederschläge vergleichsweise selten auftreten.

Anders sieht es dagegen im Bereich der Alpen aus. Das Wetter wird sehr stark durch die Orographie beeinflusst. Die komplexe Struktur von Tälern und Bergen erzeugt häufig starke lokale Effekte, wie Berg-Tal-Winde, Föhn oder Inversionen in Tälern. Dies lässt sich schwerer in den Modellen abbilden, weshalb sich einiges an Erfahrung bei der alpinen Wettervorhersage als hilfreich erweist. So sorgt das Überströmen der Alpen auf der windzugewandten Seite häufig für (teils langanhaltende) Regen- und/oder Schneefälle, während auf der windabgewandten Seite Föhn herrscht und es trocken ist. Wetterfronten werden durch die Alpen gebremst und sorgen im Zusammenspiel mit orographischer Hebung auch so teils für langanhaltende Niederschläge. Insbesondere im Winter ist im Alpenraum zudem mit grossen Schneemengen zu rechnen. Diese können lokal stark schwanken. Durch Niederschlagsabkühlung kann auch die Schneefallgrenze von Tal zu Tal teils schwanken und so auch in tiefen Lagen zu Schnee führen, obwohl es auf den ersten Blick nicht danach aussah.

Diese Einflüsse zeigen, dass die Wettervorhersage in den Alpen durchaus komplexer sein kann als im Norddeutschen Tiefland. Dass das Wetter auf wenigen Kilometern Entfernung arg unterschiedlich ist, sieht man in den Alpen deutlich häufiger als im flachen Norden von Deutschland.

Besonders im internationalen Praktikum und im Austausch mit den Schweizer Kolleginnen und Kollegen werden solche Unterschiede für einen angehenden Meteorologen wie mich wirklich greifbar und alles in allem sind diese beiden Wochen eine grossartige Erfahrung und sorgen für neue Blickwinkel auf die Wettervorhersage, von denen ich als Student sehr gut profitieren kann.

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