Unterschiede der Wettervorhersage im alpinen Raum und im Norddeutschen Tiefland
Hilfreich für den internationalen Austausch ist, dass sowohl die MeteoSchweiz als auch der Deutsche Wetterdienst die Visualisierungssoftware NinJo im operationellen Dienst verwenden, was daran liegt, dass NinJo in Zusammenarbeit der nationalen Wetterdienste von Dänemark, Deutschland, Kanada, der Schweiz sowie des Wetterdienstes der Deutschen Bundeswehr entwickelt wurde.
Während sich das Wetter in Norddeutschland unter maritimem Klima meistens recht einheitlich darstellt, lässt sich die Wetterentwicklung in den Alpen häufig durchaus als komplex beschreiben.
Der Wind kommt in Norddeutschland dank der Lage in der Westwindzone häufig aus Westen – oder zumindest aus einer einheitlichen Richtung. Aufgrund der flachen Landschaft ist es zudem insgesamt häufig windig, da der Wind nur wenig durch Bodenreibung gebremst wird. Dies hat auch zur Folge, dass Fronten meistens zügig über das Land hinwegziehen und wirklich langanhaltende Niederschläge vergleichsweise selten auftreten.
Anders sieht es dagegen im Bereich der Alpen aus. Das Wetter wird sehr stark durch die Orographie beeinflusst. Die komplexe Struktur von Tälern und Bergen erzeugt häufig starke lokale Effekte, wie Berg-Tal-Winde, Föhn oder Inversionen in Tälern. Dies lässt sich schwerer in den Modellen abbilden, weshalb sich einiges an Erfahrung bei der alpinen Wettervorhersage als hilfreich erweist. So sorgt das Überströmen der Alpen auf der windzugewandten Seite häufig für (teils langanhaltende) Regen- und/oder Schneefälle, während auf der windabgewandten Seite Föhn herrscht und es trocken ist. Wetterfronten werden durch die Alpen gebremst und sorgen im Zusammenspiel mit orographischer Hebung auch so teils für langanhaltende Niederschläge. Insbesondere im Winter ist im Alpenraum zudem mit grossen Schneemengen zu rechnen. Diese können lokal stark schwanken. Durch Niederschlagsabkühlung kann auch die Schneefallgrenze von Tal zu Tal teils schwanken und so auch in tiefen Lagen zu Schnee führen, obwohl es auf den ersten Blick nicht danach aussah.
Diese Einflüsse zeigen, dass die Wettervorhersage in den Alpen durchaus komplexer sein kann als im Norddeutschen Tiefland. Dass das Wetter auf wenigen Kilometern Entfernung arg unterschiedlich ist, sieht man in den Alpen deutlich häufiger als im flachen Norden von Deutschland.
Besonders im internationalen Praktikum und im Austausch mit den Schweizer Kolleginnen und Kollegen werden solche Unterschiede für einen angehenden Meteorologen wie mich wirklich greifbar und alles in allem sind diese beiden Wochen eine grossartige Erfahrung und sorgen für neue Blickwinkel auf die Wettervorhersage, von denen ich als Student sehr gut profitieren kann.